16.07.2011

Blackbox Abschiebung

Bilder und Geschichten von Leuten die gerne geblieben wären

Die politischen Umwälzungen in Nordafrika führen zu Flüchtlingsbewegungen, die für die europäische Union zur Härteprüfung ihrer Aufnahmebereitschaft und -fähigkeit werden. In Deutschland wird intensiv über Integration diskutiert. Doch für einige steht das Thema Integration erst gar nicht zur Debatte: Rund 10.000 Menschen müssen Deutschland jährlich verlassen. Sie werden abgeschoben aus einem Land, das für sie zur Heimat geworden ist. Viele von ihnen waren zuvor in der Regel für mehrere Monate in Abschiebehaft, nicht wegen einer Straftat, sondern nur um sicherzustellen, dass sie sich nicht der Abschiebung entziehen. Nach der Abschiebung verschwinden die Schicksale der Menschen aus unserem Blick und werden vergessen.

Das Projekt „Blackbox“ will das Phänomen Abschiebung sichtbar machen. Neun Menschen, die von Abschiebung bedroht sind oder abgeschoben wurden, erzählen ihre Geschichte. Mit Digitalkamera dokumentieren sie ihre Reise, die Ankunft und die ersten Monate im Aufnahmeland. Die vom Dokumentarfilmer Ralf Jesse konzipierte Wanderausstellung hat von Montag, 20. Juni bis zum Sonntag, 10. Juli 2011 Station im Kreismuseum Wewelsburg gemacht.

Der Standort Wewelsburg hebt sich gegenüber den bisherigen Stationen dadurch hervor, dass sich in unmittelbarer Nähe Deutschlands größte Abschiebehaftanstalt befindet.

Der Verein „Hilfe für Menschen in Abschiebehaft Büren e.V.“ stellt begleitend zur „Blackbox Abschiebung“ sein Engagement für die Häftlinge in der JVA Büren vor.

Zum Ursprung des Projektes im Programm von "Ruhr 2010 - Kulturhauptstadt Europa" und zu weiteren Informationen siehe hier. Der Initiator ist Ralf Jesse beim Institute for Studies in Visual Culture, ralf.jesse(at)isvc.org. Es wurde gefördert vom Fonds Soziokultur.