„Wir wollen nicht tatenlos zusehen“

„Seit einem Jahr gibt es den Verein „Hilfe für Menschen Abschiebehaft Büren e.V.“

Büren. Natürlich sind es die Ereignisse zu Ostern, die sogenannte „Meuterei“ in der größten Abschiebehaftanstalt Nordrhein-Westfalens, die den Blick mal wieder nach Büren lenken. Dort sitzen zurzeit etwa 270 Menschen hinter einer sechseinhalb Meter hohen Mauer und warten darauf, abgeschoben zu werden. Das sind 270 Einzelschicksale, Menschen, die nichts verbrochen haben, außer ihren Traum von Freiheit zu verwirklichen oder zu versuchen, ihr Leben zu retten. 95 % der Menschen in Abschiebehaft haben keine kriminellen Delikte begangen. Das gilt auch für die in Büren. Dennoch haben sie weniger Rechte als ein Strafgefangener. Zum Beispiel gibt es keine hauptamtliche psychologische Betreuung. Nur eine kleine Gruppe von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern betreut die Gefangenen in Büren.

Sie haben sich im Verein „Hilfe für Menschen Abschiebehaft Büren e.V.“ Zusammengetan. Jeden Donnerstag treffen sich die Aktiven um 20 Uhr im Pfarrheim der St.-Nicolaus-Gemeinde. Eine bunte Gruppe kommt hier zusammen. Mitarbeiter der Caritas und von Amnesty International (ai), ein muslimisches Ehepaar und eine katholische Ordensfrau, Ärztinnen und Hausfrauen. Insgesamt sind es 20 aktive Vereinsmitglieder, die regelmäßig Gefangene im „Knast“, wie sie die Haftanstalt nennen, besuchen. Manche von ihnen betreuen 40 bis 50 Gefangene und sind fast täglich in der Anstalt.

Betreuen heißt für die ehrenamtlichen Helfer vor allem Kontakte knüpfen und menschliche Wärme geben. Die Kontaktaufnahme zum Verein muss von den Häftlingen aus erfolgen. So erhalten die Helfer wöchentlich Briefe, in denen in gebrochenem Deutsch die Caritas um Besuch gebeten wird. Caritas erscheint hinter den Gittern das Synonym für Hilfe zu sein, obwohl der Verein nicht der Caritas angehört. „Wir haben schon die unterschiedlichsten Schreibweisen zu sehen bekommen zum Beispiel Cari Tas“, erzählt Irene Blumenthal, Vorstandsmitglied des Vereins.

Ist der Brief angekommen, nimmt einer der Betreuer sich des Häftlings an und führt ein erstes Gespräch mit ihm. Zunächst so Frau Blumenthal, müsse man das Vertrauen der Inhaftierten gewinnen, sie seien häufig sehr misstrauisch. Für den Helfer gilt es auch, herauszufinden, wie überhaupt die Situation ist. Wie lange sitzt er schon in Haft? Wie kann ihm geholfen werden?

Danach beginnt die Arbeit am Telefon: Wer in welcher Ausländerbehörde ist zuständig? Gibt es Angehörige, zu denen der Kontakt abgebrochen ist? Hat der Betroffene schon einen Anwalt, der benachrichtigt werden muss?

In den weiteren Besuchen geht es dann vor allem darum, den inhaftierten Menschen moralisch zu unterstützen, für sie kleine Dinge zu besorgen, Kleidung zum Beispiel. So bilden sich auch freundschaftliche Kontakte zwischen Betreuer und Betreutem. „Es ist schon eine große Belastung, wenn man sich lange für jedermann eingesetzt hat, und dann wird er abgeschoben.“ Belastend ist auch, dass es immer noch schwer ist, Unterstützung in der Bevölkerung zu bekommen. Zwar habe sich die erste Aufregung inzwischen gelegt, „die Leute sind nachdenklicher geworden“, doch auch eine Abschiebehaftanstalt ist eine Haftanstalt, und das macht die Sache irgendwie anrüchig. „Ich bin das erste Mal auch mit schlotternden Knien doch hochgegangen“, erinnert sich Irene Blumenthal, aber wenn man erst mal erfahren habe, was dort los sei, dann könne man eigentlich gar nicht mehr anders als sich engagieren. „Die meisten von uns engagieren sich, weil wir nicht mehr tatenlos zusehen wollen, wir können nicht sagen, wir haben nichts wusste. Wir haben etwas gewusst! Wir sind mit der Nase drauf gestoßen worden.“                                                                                        -berg                                                                                                                                         

Das Logo des Vereins. Wer sich informieren oder helfen möchte, kann dies unter folgender Adresse bzw. Kontonummer tun: „Hilfe für Menschen Abschiebehaft, Postfach 14 51,33133 Büren; Konto: 50 001593, Sparkasse Paderborn, BLZ 47250101

„Wir wollen nicht tatenlos zusehen“

„Seit einem Jahr gibt es den Verein „Hilfe für Menschen Abschiebehaft Büren e.V.“

Büren. Natürlich sind es die Ereignisse zu Ostern, die sogenannte „Meuterei“ in der größten Abschiebehaftanstalt Nordrhein-Westfalens, die den Blick mal wieder nach Büren lenken. Dort sitzen zurzeit etwa 270 Menschen hinter einer sechseinhalb Meter hohen Mauer und warten darauf, abgeschoben zu werden. Das sind 270 Einzelschicksale, Menschen, die nichts verbrochen haben, außer ihren Traum von Freiheit zu verwirklichen oder zu versuchen, ihr Leben zu retten. 95 % der Menschen in Abschiebehaft haben keine kriminellen Delikte begangen. Das gilt auch für die in Büren. Dennoch haben sie weniger Rechte als ein Strafgefangener. Zum Beispiel gibt es keine hauptamtliche psychologische Betreuung. Nur eine kleine Gruppe von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern betreut die Gefangenen in Büren.

Sie haben sich im Verein „Hilfe für Menschen Abschiebehaft Büren e.V.“ Zusammengetan. Jeden Donnerstag treffen sich die Aktiven um 20 Uhr im Pfarrheim der St.-Nicolaus-Gemeinde. Eine bunte Gruppe kommt hier zusammen. Mitarbeiter der Caritas und von Amnesty International (ai), ein muslimisches Ehepaar und eine katholische Ordensfrau, Ärztinnen und Hausfrauen. Insgesamt sind es 20 aktive Vereinsmitglieder, die regelmäßig Gefangene im „Knast“, wie sie die Haftanstalt nennen, besuchen. Manche von ihnen betreuen 40 bis 50 Gefangene und sind fast täglich in der Anstalt.

Betreuen heißt für die ehrenamtlichen Helfer vor allem Kontakte knüpfen und menschliche Wärme geben. Die Kontaktaufnahme zum Verein muss von den Häftlingen aus erfolgen. So erhalten die Helfer wöchentlich Briefe, in denen in gebrochenem Deutsch die Caritas um Besuch gebeten wird. Caritas erscheint hinter den Gittern das Synonym für Hilfe zu sein, obwohl der Verein nicht der Caritas angehört. „Wir haben schon die unterschiedlichsten Schreibweisen zu sehen bekommen zum Beispiel Cari Tas“, erzählt Irene Blumenthal, Vorstandsmitglied des Vereins.

Ist der Brief angekommen, nimmt einer der Betreuer sich des Häftlings an und führt ein erstes Gespräch mit ihm. Zunächst so Frau Blumenthal, müsse man das Vertrauen der Inhaftierten gewinnen, sie seien häufig sehr misstrauisch. Für den Helfer gilt es auch, herauszufinden, wie überhaupt die Situation ist. Wie lange sitzt er schon in Haft? Wie kann ihm geholfen werden?

Danach beginnt die Arbeit am Telefon: Wer in welcher Ausländerbehörde ist zuständig? Gibt es Angehörige, zu denen der Kontakt abgebrochen ist? Hat der Betroffene schon einen Anwalt, der benachrichtigt werden muss?

In den weiteren Besuchen geht es dann vor allem darum, den inhaftierten Menschen moralisch zu unterstützen, für sie kleine Dinge zu besorgen, Kleidung zum Beispiel. So bilden sich auch freundschaftliche Kontakte zwischen Betreuer und Betreutem. „Es ist schon eine große Belastung, wenn man sich lange für jedermann eingesetzt hat, und dann wird er abgeschoben.“ Belastend ist auch, dass es immer noch schwer ist, Unterstützung in der Bevölkerung zu bekommen. Zwar habe sich die erste Aufregung inzwischen gelegt, „die Leute sind nachdenklicher geworden“, doch auch eine Abschiebehaftanstalt ist eine Haftanstalt, und das macht die Sache irgendwie anrüchig. „Ich bin das erste Mal auch mit schlotternden Knien doch hochgegangen“, erinnert sich Irene Blumenthal, aber wenn man erst mal erfahren habe, was dort los sei, dann könne man eigentlich gar nicht mehr anders als sich engagieren. „Die meisten von uns engagieren sich, weil wir nicht mehr tatenlos zusehen wollen, wir können nicht sagen, wir haben nichts wusste. Wir haben etwas gewusst! Wir sind mit der Nase drauf gestoßen worden.“                                                                                        -berg                                                                                                                                         

Das Logo des Vereins. Wer sich informieren oder helfen möchte, kann dies unter folgender Adresse bzw. Kontonummer tun: „Hilfe für Menschen Abschiebehaft, Postfach 14 51,33133 Büren; Konto: 50 001593, Sparkasse Paderborn, BLZ 47250101