08.09.1999

JVA rechnet mit Gespräch über Abschiebe-Praxis

Trauer-Gottesdienst für Toten Rashid Sbaai (19)

Von Karl Finke

Büren. Ein schriftlicher Bericht über die obduzierte Leiche des Abschiebehäftlings Rachid Sbaai liegt noch nicht vor, doch gehen die Verantwortlichen von einer Rauchvergiftung als Todesursache aus. Im Paderborner Lukas-Zentrum (am Laugrund 5) findet am Donnerstag, 9. September, um 18:00 Uhr ein Trauergottesdienst für den 19 Jahre gewordenen Marokkaner statt.

Der junge Afrikaner hat den vorläufigen Ermittlungsergebnisse zufolge, so Udo Wehrmeier als stellvertretender Anstaltsleiter, am 30. September Kleidung und Bettzeug für ein Feuer in der Arrestzelle zusammen gehäufelt. Bei dem Versuch, die Dinge mit einem Feuerzeug zu entzünden, sei  jedoch nur Rauch, keine offene Flamme entstanden. Das Feuerzeug habe der Häftling beim vollständigen Umkleiden offenbar „geschickt“ verstecken können. Die Verqualmung der Zelle ist nach dem Verlaufsprotokoll der Anstalt um 11:20 Uhr entdeckt worden - bei einer „etwas vorgezogenen“ Kontrolle 10 Minuten vor dem üblichen Stunden Abstand.

Die gegen Sbaai verhängte Arreststrafe wird heute von der Anstaltsleitung nicht in Frage gestellt. Sie sei, so Wehrmeier, “gängige Praxis“, entsprechend dem Disziplinar-Maßnahmen-Katalog. Viele Häftlinge hätten sich beim Außensport geprügelt. Dabei sei übrigens „unabsichtlich“ ein Bediensteter, der versuchte die vier auseinanderzubringen in Mitleidenschaft gezogen worden - er habe einen Nasenbeinbruch davongetragen. Arrest-Strafen werden laut Statistik durchschnittlich „fünf bis sechs Mal“ im Monat verhängt.

Am Montag haben zehn Gefangene ein Gespräch mit Wernermeier über die Praxis des ausländerrechtlichen Verfahrens geführt. Sie wünschen ein Kontakt mit hochrangigen Vertretern der Ausländerbehörden und werden dazu nun ein entsprechendes Schreiben aufsetzen. „Wir stehen in weiteren Verhandlungen“, so der stellvertretende Anstaltsleiter, der mit einem entsprechenden Gesprächstermin rechnet.

An der Beisetzung des verstorbenen in Warstein hat kein verantwortlicher Mitarbeiter der JVA Büren teilgenommen. Wehrmeier dazu: „Wir haben erst äußerst spät davon erfahren, und ich wollte bei meinen Leuten bleiben, weil in dieser Situation jedermann benötigt wurde.“