08.09.1999

Der zweite Tote in Büren

Betrifft: Bericht „19-jährige Afrikaner in Arrest-Zelle erstickt“ in der NW-Ausgabe vom 31. August.

Raschid Sbaai ist tot. Er starb am 13. August allein und qualvoll in einer „Arrest“-Zelle in einem der größten Abschiebegefängnisse Westeuropas. Nach einer Auseinandersetzung bei einem Fußballspiel wurde er zu sieben Tagen Isolationshaft verurteilt. Sieben Tage Rauchverbot, sieben Tage Fernsehverbot, sieben Tage 23 Stunden allein in seiner Zelle, sieben Tage ohne Kontakt zu anderen Häftlingen. Ein Gefängnis im Gefängnis. Die Folgen solcher Strafen sind, dass Menschen psychisch gebrochen werden.

Bisher noch kein Wort des Bedauerns

Wir von der Menschenrechtsorganisation „Hilfe für Menschen Abschiebehaft Büren e.V.“ warnen schon immer vor der Unterbringung in solchen Hafträumen. Doch ist es für die Leitung der JVA einfacher, die Menschen wegzusperren, als den Frust, der sich zwangsläufig aufbaut, wenn man unschuldig eingekerkert wird, anders aufzufangen. Psychologen und fest angestellte Sozialarbeiter sind in der JVA nicht vorhanden. Sie könnten auch kaum etwas ausrichten. Abschiebehaft ist dafür in seiner ganzen Grundstruktur schon viel zu inhuman und menschenverachtend angelegt. Nicht umsonst fordern Menschenrechtler die sofortige Abschaffung der Abschiebehaft.

Schon über 35 Tote forderte die Deportationsmaschinerie der BRD seit der faktischen Abschaffung des Asylrechts im Jahre 1993. Raschid ist der zweite Tote in Büren. Und wie ist die Reaktion bei der Anstaltsleitung? Bisher ist von ihr noch kein Wort des Bedauerns in der Öffentlichkeit bekannt geworden. Im Gegenteil. Lügen und Halbwahrheiten werden verbreitet, der Verstorbene kann sich ja nicht mehr wehren. Pietät scheint für Herrn Möller ein Fremdwort zu sein, Trauer ist nicht vorhanden. Herr Möller, schämen sie sich dafür!

Weg mit den Abschiebegefängnis, bevor noch mehr Blut vergossen wird!! Sofort!

 Frank Gockel, Hilfe für Menschen in Abschiebehaft Büren e.V., Harbortweg 11, 33102 Paderborn