16.03.1995

„Abschiebehaft spiegelt Straffälligkeit vor“

Kritik der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen

Paderborn (epd). Die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (ACK) Paderborn hat die Abschiebehaft für abgelehnte Asylbewerber kritisiert. Die Einweisung in die Haft spiegele eine Straffälligkeit der Inhaftierten vor, hieß es auf der Mitgliederversammlung.

Beanstandet wurde auch, dass die seelsorgerische Betreuung der Menschen in der Abschiebehaft Stöckerbusch bei Büren immer noch nicht geregelt ist. Die Betreuung hat der Landesjustizminister der Kirchen vor neun Monaten zugesagt. Stöckerbusch ist mit 600 Plätzen die größte der sechs Abschiebehaftanstalten in Nordrhein-Westfalen.

Die Arbeitsgemeinschaft ließ sich von dem evangelischen Pfarrer Detlef Schuchardt (Bad Lippspringe) über die Lage von Asylbewerbern informieren. Danach sind noch acht syrisch-orthodoxe Familien in Paderborn, Bad Lippspringe und Hövelhof von Abschiebung bedroht. Viele Betroffene leiden angesichts der unsicheren Lage unter psychosomatischen Erkrankungen. Die syrisch-orthodoxen Christen stammen meist aus der Osttürkei. Dort droht ihre Minderheit zwischen den Bürgerkriegsparteien Türken und Kurden zerrieben zu werden.

Der amtierende Vorsitzende der ACK Paderborn, der katholische Pfarrer Gerhard Spruck (Foto) meinte, Ökumene können nicht von oben verordnet werden und auch nicht von unten erzwungen werden. Ökumene       vielmehr ein Prozess, der mit Impulsen unterstützt werden müsse. Als beispielhafte Arbeit für die Ökumene nannte Superintendent Hans-Joachim Ziemann das Zusammenwirken der Kirchen bei der Landesgartenschau.

In diesem Jahr wird die ACK in Paderborn zwei ökumenische Gottesdienste gestalten: anlässlich des 50. Jahrestages der Bombenzerstörung Paderborn am Montag, 27 März, um 18 Uhr im Dom und zum 50-jährigen Kriegsende am Montag, 8. Mai, um 17 Uhr in der evangelischen Abdinghofkirche.