20.03.2022

Region bereitet sich auf Flüchtlingswelle vor

Thema der Woche

Tausende Ukrainer suchen Zuflucht in Europa - die Bilder von 2015 können sich auch in der Region nun wiederholen

Dem NR-Land steht womöglich eine noch größere Flüchtlingswelle als 2015 bevor, als Tausende Flüchtlinge vor allem aus Syrien Zuflucht in der Region suchten. Turnhallen und leere Gebäude wurden damals kurzerhand zu Notunterkünften umfunktioniert, um die Menschen unterzubringen.

Heftige Kritik an Flüchtlingsunterkunft in Büren-Stöckerbusch

Die Städte sind vorbereitet: „Wir haben mehrere Häuser zur Verfügung, wo wir bereits vorsorglich Betten aufgestellt haben“, berichtet Lisa Meschede vom Sozialamt der Stadt Salzkotten. Bislang kamen alle Geflüchteten bei Bekannten unter oder haben selbst Mietverträge beschlossen. Trotzdem muss die Stadt auf alles vorbereitet sein - etwa das ganz spontan Flüchtlinge vor der Tür stehen und eine Bleibe suchen. Zuweisung der Bezirksregierung gab es bisher keine. Alle aktuell in Salzkotten wohnenden ukrainischen Flüchtlinge sind also selbst hierhergekommen, meist weil sie Bekannte oder Freunde haben.

Auch die Hilfsorganisationen bereiten sich vor: Die DRK Bereitschaft Salzkotten wird in die Erstaufnahmestelle in Bad Salzuflen mit 30 Helfern dies Sanitärstelle durch die Ausgabe von Gegenständen des täglichen Bedarfs unterstützen. Hier sollen bis zu 1000 Geflüchtete untergebracht werden. „Bei stärkerer Auslastung dort ist mit Einsätzen zu rechnen“, so der Salzkottener               DRK-Vorsitzende Dieter Jagiella in einer Pressemitteilung.

Auch in NR-Land wird es große Unterkünfte wie 2015 geben: So richtet die Bezirksregierung Detmold neben dem Abschiebegefängnis in Büren-Stöckerbusch aktuell wieder eine Notunterkunft mit beheizbaren Leichtbauhallen und Wohncontainer für Geflüchtete ein, um Menschen aus der Ukraine vor der Akte guten Obdachlosigkeit zu bewahren. Der Malteser Hilfsdienst wird die Verpflegung und Betreuung der Menschen in der Notunterkunft übernehmen.

Damit wird Büren neben Herford und Bad Salzuflen einer von drei großen Standorten in OWL, wo Flüchtlinge zur Erstaufnahme untergebracht werden - bevor sie in Wohnung oder Sammelstellen der Kommunen verteilt werden.

Bürener Flüchtlingshilfe reaktiviert

Die Bürgenr Flüchtlingshilfe sieht dieses Vorhaben äußerst kritisch: „Die Anlage ist mitten im Wald, fernab von Ortschaften. 2015 nahmen mehrere Flüchtlinge den gefährlichen Weg zu Fuß auf der Straße nach Büren“, berichtet Jutta Schmidt. Wie Flüchtlingshilfe in Büren entstand vor der großen Flüchtlingswelle im Jahr 2014 unter dem Namen „Büren ist bunt“ und unterstützte neben syrischen Schutzsuchenden auch die Geflüchteten nach dem Türkei-Putsch 2016 und zuletzt afghanischen Ortskräfte. Nun stellt sich die Gruppe darauf ein, ähnlich wie 2015 - wo in Höchstzeiten 500 Menschen betreut wurden - auf eine Vielzahl von Geflüchteten ein.

Ab sofort wird das Flüchtlingscafé in der Nikolausstraße 1 in Büren wieder öffnen. Jeden zweiten Montag im Monat ist von 17:00 bis 19:00 Uhr ein „runder Tisch“ von Freiwilligen geplant, jeden letzten Donnerstag im Monat soll es ab 19:00 Uhr einen Frauenabend geben.

Die Räume stellt die katholische Kirche der Initiative zur Verfügung, gesucht werden helfende Hände, besonders ehrenamtliche. Lehrer für niederschwelligen Deutschkurse. Außerdem braucht die Initiative Dolmetscher und hofft besonders unter den Russland-Deutschen diese zu finden. Zudem werden Paten gesucht, die durch regelmäßige Betreuung einer ukrainischen Familie als Mentor zur Verfügung stehen und zum Beispiel bei Arzt- und Behördengängen unterstützen. (puru)

Wie und wo sich Flüchtlinge aus der Ukraine registrieren müssen, warum das Verfahren deutlich einfacher ist als bei den syrischen Flüchtlings 2015, welche weiteren Unterschiede es gibt und welches die größte Herausforderung für Helfer sind, lesen Sie im „Thema der Woche“ auf Seite 6.

Ukrainer Flüchtlinge auf dem ins westliche Europa. Die Aufnahme entstand am UKE Misch-slowenischen Grenzübergang. Viele Menschen sind noch auf dem Weg und werden in den nächsten Wochen erwartet. Foto:Shutterstock