25.03.2022

Sie wollen Geflüchteten eine Heimat bieten

Die Initiative „Büren ist bunt“ weiß von 2015, was auf die Stadt zukommt. Die Ehrenamtler suchen Mitstreiter, um ihr Erfolgsmodell aufleben lassen zu können.

Jens Redeker

Büren. Sie können es - und sie wollen es wieder tun. Die Ehrenamtler um Jutta Schmidt in der Initiative „Büren ist bunt“ möchte geflüchteten Ukrainern im Stadtgebiet einen guten Start ermöglichen. Sie haben viel vor, brauchen aber noch Unterstützer.

Diese Truppe macht sich vor nichts bange, so scheint es. Beim Gespräch im Flüchtlingscafé an der Nikolausstraße 1 strahlen Schmidt, aber auch im Imrahm Ahmed, Irene Blumenthal-Ahmed, Anne Happel, Reinhard Stelte und Frank Janssens viel Tatkraft aus. Nach 2015 haben sie im Stadtgebiet zu Höchstzeiten mehr als 500 Flüchtlinge betreut, sagt Schmidt. 31 Jahre war sie im Stadtrat und 21 Jahre Ortsvorsteherin in Brenken, doch die Arbeit mit Geflüchteten ist eine neue Herausforderung - und damit meint sie nicht nur stundenlanges Warten in Amtsstuben: „Ich habe schon Schwangerschaften und Entbindung begleitet, aber auch Kinder beerdigt.“

Bei den Ukrainern gehe es nun auch darum, viel zuzuhören, sagt Irene Blumenthal. „Wir wollen ihnen das Gefühl geben, dass sie nicht alleine sind.“ Nicht nur bei Behördengängen und Formularen benötigten die Menschen aus dem Kriegsland Hilfe. „Es werden viele kommen, die auch Zerstörung, Leid und Tod gesehen haben. Wir können da sein - aber wir können auch die Verbindung zu professioneller Hilfe herstellen.“ Zunächst geht es darum, für alle ein Dach über den Kopf zu finden. In der Vorwoche waren in Büren 140 Geflüchtete regestriert, heißt es von den Ehrenamtlern. Alle seien privat untergekommen, die städtischen Unterkünfte waren bis zuletzt noch nicht belegt.

Café öffnet ab jetzt immer mittwochs

Für die Neuankömmlinge sei es jetzt aber wichtig, in der Stadt auch emotional anzukommen und nicht nur in den Zimmern zu hocken. Happe: „Deshalb wollen wir unser buntes Café für alle interessierten wieder an jedem Mittwoch von 17:00 bis 19:00 Uhr öffnen, um miteinander ins Gespräch zu kommen.“ Auch Übersetzer sollen vor Ort sein, weitere werden von der Gruppe auch noch gesucht. Geplant ist zudem, so Imram Ahmed, ein niederschwelligen Deutschkurs, der von ehrenamtlichen Lehrkräften angeboten werden soll.

Die Fachleute in der Gruppe stellen ihre Tatkraft zur Verfügung. So hilft Ex -Banker Reinhard Stelte regelmäßig bei aller Bürokratie, die von den Ukrainern zu bewältigen ist. Immerhin, so Jutta Schmidt, seien die Abläufe diesmal leichter, da die Ukrainer keine Asylanträge stellen müssten. Doch auch sie brauchen ein ordentliches Zuhause. Dafür sorgt in vielen Fällen Malteser Urgestein Frank Janssens. Er kümmert sich nicht nur um die Fahrradwerkstatt, sondern mit anderen auch um das Besorgen von Möbeln und Haushaltsausstattungen. Sachspenden nimmt die Initiative selbst aber nicht an.

Die Mitglieder von „Büren ist bunt“ begrüßt es ausdrücklich, dass die Stadt, soweit es geht, auf dezentrale Unterbringung der Geflüchteten setzt. Das habe sich mit dem Menschen aus Syrien, Geflüchteten nach dem Türkei-Putsch und auch bei afghanischen Ortskräften bewährt, sagt Imram Ahmed. „Viele dieser Menschen haben Bekannten erzählt, wie gut sie in Büren aufgenommen wurden“, berichtet er aus Gesprächen. Und auch die Wirtschaft profitierte von den Flüchtlingen: „99 Prozent von ihnen haben in der Region eine Arbeit gefunden.“

Damit die Integration der Ukrainer klappt, könnte demnächst auch das Sonntags-Café im katholischen Pfarrheim wieder aufleben. Gesucht werden neben Dolmetschern auf Familienpaten sowie Freiwillige, die bei Wohnung- und Arbeitssuche, bei Behörden- oder Arztgängen sowie bei Aktion unterstützen möchten.

Wer mitmachen will, kann sich melden bei Jutta Schmidt, Tel. (0173) 2908898, Anna Happe, Tel. (02951) 3139, oder Irene Blumenthal Ahmed und Imram Ahmed, Tel. (02951) 931022 sowie (0170) 6049956.

Malteser suchen Personal für Stöckerbusch

Die Initiative „Büren ist bunt“ kritisiert die erneute Einrichtung einer Notunterkunft für Geflüchtete neben der Abschiebehaftanstalt in Büren-Stöckerbusch allzu weit entfernt von Stadtleben.

„Das war 2015 schon falsch und ist jetzt wieder“, sagt Anna Happe.

Die Bezirksregierung geht laut einem Sprecher davon aus, dass die Geflüchteten „eine kurze bis mittelfristige Zeit“ dort verbringen. Die Einrichtung in Bad Salzuflen habe Aufenthalts dauernd von einem bis etwa 14 Tagen erlebt.

Die aufgestellte Zeltstadt stammt vom gleichen Zeltverleiher wie 2015. Die Art der Zelte mit festen Wänden sei identisch, die Zelte seien aber andere.

Im Auftrag der Bezirksregierung übernehmen die Malteser Betreuung und Verpflegung der Menschen.

Sie suchen Personal und stellen ein Betreuerteam zusammen. Gesucht werden Kräfte für Krankenpflege, Hausmeisterrei, Fahrdienste, Verwaltung und Betreuung sowie eine Einrichtungsleitung. Da viele Frauen mit Kindern erwartet werden sollen Erzieherin das Team vervollständigen.                                                                                                                                     (red)

Helfer in der Not sind bei „Büren ist bunt“ (V. L.) Reinhard stellte, Jutta Schmidt, Frank Janssens, Irene Blumenthal-Ahmed, im Rahm Ahmed und Anna Happel. Foto Jens Redeker