24.03.2022

Die Regierung schafft Platz für Geflüchtete

Während im Wald bei Büren wieder eine Zeltstadt als Notunterkunft gebaut wird, stehen in Paderborn demnächst noch mehr Wohnung zur Verfügung. Auch die Kirche hilft.

Hans-Hermann Igges und Jens Reddeker

Kreis Paderborn. In Stadt und Kreis Paderborn bereitet man sich auf die Aufnahme weiterer Flüchtlinge aus der Ukraine vor. Erneut soll eine Zeltstadt im Haarener Wald bei Büren helfen, die Aufnahme in der Region zu organisieren. Die Bezirksregierung Detmold ist aktuell dabei, wie schon 2015, dort eine Zeltstadt zu errichten. Seinerzeit waren 15 sogenannter „Leichtbauhallen“ aufgebaut worden, die Platz für bis zu 1000 Flüchtlinge bieten sollten. Diesmal ist eine Kapazität von 800 Menschen in großen Zelten und Wohncontainern geplant, heißt es auf NW-Anfrage. Zudem ist vorgesehen, auch die frühere Dempsey-Kaserne in Paderborn für Flüchtlinge herrichten zu lassen.

Die Stadt Paderborn hat in Kürze Unterbringungsmöglichkeiten in mehr als 150 Objekten, die der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) gehören. Zu den 40 Objekten, die der Stadt schon 2020 zur Unterbringung von Flüchtlingen überlassen wurden, gebe es inzwischen zehn weitere bezugsfertige BImA-Objekte, sagte Ulrich Wibbeke vom Gebäudemanagement Paderborn vor dem entsprechenden Ratsausschuss. Seit einem Monat würden weitere 45 im Bereich………

In Tranchen würden ab Anfang April noch 60 BImA-Objekte im Bereich Piepenturmweg übernommen. Dazu seien weitere in Aussicht gestellt, die aber zum Teil bauliche Mängel aufweisen. Elektrik, Heizung und Trinkwasserhygiene würden bei jeder Übernahme geprüft, was auch schon mal umfangreiche Arbeiten verursache, weil die Häuser zum Teil längere Zeit leer standen. Auch gebe es Fälle von Vandalismus.

BImA stellt ihre Wohnung laut Wibbeke mietfrei zur Verfügung. Auch übernehme sie die erste Herrichtung. Die Nebenkosten sowie die bauliche Unterhaltung seien dann Sache der Stadt, ebenso die Einrichtung mit Möbeln. Auch nach einer größeren Gemeinschaftsunterkunft werde derzeit gesucht, die für den Fall bereitstehen soll, dass akut nicht genug Quartiere vorhanden sind.

Dabei solle es sich jedoch nicht um eine Sporthalle handeln. Kalkuliere man mit 1 Million Flüchtlingen in Deutschland und würden diese nach dem 2015 angewandten „Königsteiner Schlüssel“ verteilt, kämen auf Paderborn etwa 2000 Menschen zu.

Das Notunterkunft-Gelände in Büren ist ebenfalls im Besitz der BImA, es befindet sich direkt neben der Abschiebehaftanstalt Büren-Stöckerbusch. Gut für den Aufbau: Da hier bereits vor sieben Jahren eine Zeltstadt errichtet wurde, sind Anschlüsse für Strom und Wasser vorhanden. Der Betrieb soll im April starten. Wie schon 2015 werden auch diesmal die Unterbringungseinrichtung einen eigenständigen Bereich bilden, sie ist komplett getrennt von der Abschiebehaftanstalt und soll eine eigene Essensausgabe erhalten. Bevor die damalige Zeltstadt Realität werden konnte, wurden zunächst die Gebäude der „amerikanischen Siedlung“ abgerissen.

Kritik an der neuen Zeltstadt-Unterkunft für Flüchtlinge im Haarner Wald äußert der Verein „Hilfe für Menschen Abschiebehaft Büren“. Sprecher Frank Gockel: „Die Menschen mitten im Wald, ohne Anschluss an eine belebte Ortschaft unterzubringen, ist unzumutbar und unwürdig.“ Es gebe keine Busverbindung und keinen Fußweg nach Büren. Die Betroffenen müssten 8 km entlang einer viel befahrenen Landstraße ohne Seitenstreifen laufen, um nach Büren zu kommen.

Laut Bezirksregierung ist es zunächst das Ziel die Ukrainer vor akuter Obdachlosigkeit zu bewahren. Der Malteser Hilfsdienst werde die Verpflegung und Betreuung der Menschen in der Notunterkunft übernehmen. Für die Sicherheit sorge das Unternehmen ADU. 2015 kostete der Aufbau der Zeltstadt 1,3 Millionen Euro. Zu den aktuellen Kosten äußert sich Detmold nicht.

Helfen will mit Wohnraum auch das Erzbistum Paderborn. Nach Angaben eines Sprechers wird unter anderem das Theresienheim in Bad Driburg für Flüchtlinge zur Verfügung gestellt. Die früheren Bewohner, die Gemeinschaft der Seligpreisungen, sind im Juni 2021 ins Paderborner Klarissenkloster umgezogen, so dass das Driburger Gebäude zur Verfügung stehe. Weitere Immobilien sollen in Werl und Dortmund genutzt werden.

Ehemalige Briten-Wohnungen an der Rathenaustraße werden für Geflüchtete aus der Ukraine hergerichtet Foto: Lena Henning
Erneut soll eine Zeltstadt im Haarener Wald bei Büren helfen, die Aufnahme von Geflüchteten in der Region zu organisieren. Foto: Johannes Büttner