24.03.2022

Zeltstadt für Flüchtlinge am Abschiebeknast

Bis zu 800 Ukrainer sollen am Stöckerbusch einziehen. Verein kritisiert Standort mitten im Wald

Büren - Auf dem Gelände der ehemaligen amerikanischen Siedlung, also der früheren NATO-Kaserne, im Bürener Stöckerbusch wird eine Notunterkunft für ukrainische Geflüchtete eingerichtet. Laut Pressemitteilung der Bezirksregierung Detmold sollen auf dem Areal vorübergehend bis zu 800 Menschen wohnen können. Der Betrieb soll voraussichtlich schon im April starten.

Bereits 2015 war die Fläche zur Unterbringung von Geflüchteten genutzt worden - damals für ein Jahr. Im Dezember 2016 wurden die Zelte wieder abgebaut. Das Gelände an der Straße Stöckerbusch befindet sich in Nachbarschaft des Abschiebegefängnisses Büren. Der Betrieb der Notunterkunft ist laut Pressemitteilung allerdings baulich klar von der Abschiebeeinrichtung getrennt - es werden demnach keine Bereiche gemeinsam genutzt.

Das Areal werde zurzeit für die Aufnahme der Menschen hergerichtet. Nach Abschluss der vorbereitenden Arbeiten und des Aufbaus der Unterkünfte werden stabile und beheizbare Leichtbauhallen sowie voraussichtlich Wohncontainer für die Geflüchteten bereitstehen. Deren genaue Zahl werde in den kommenden Tagen feststehen, heißt in einer der Mitteilung. Eigentümer des Areals ist die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben. Ziel sei es, die Menschen aus der Ukraine vor der akuten Obdachlosigkeit zu bewahren.

„Unser Dank gilt Landrat Christoph Rüter und Büren Bürgermeister Burkhard Schwuchow für die gute Zusammenarbeit. Ihr Unterstützung ermöglicht, den ukrainischen Schutzsuchenden eine erste Unterkunft zu bieten, sie zu verpflegen und eine medizinische Betreuung zu sichern“, sagt Regierungspräsidentin Marianne Tormann-Stahl.

„Unzumutbar und unwürdig“

Die schnelle Verfügbarkeit sei ein weiterer Grund gewesen die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben kurzfristig zu bitten, das Areal zur Verfügung zu stellen.

Der Malteser Hilfsdienst wird die Verpflegung und Betreuung der Menschen in der Notunterkunft übernehmen. Für die Sicherheit sorge das Unternehmen ADU. Die Bezirksregierung errichtet die Notunterkunft in Büren auf Bitte des Ministeriums für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes NRW.

Die Fläche sei gut geeignet, um dort vorübergehend geflüchtete Menschen sicher zu beherbergen. Die technische Infrastruktur aus dem Jahr 2015 könne erneut genutzt werden, heißt es. Der Verein Hilfe für Menschen in Abschiebehaft kritisiert das Vorhaben in einer Pressemitteilung allerdings scharf. „Die Menschen mitten im Wald, ohne Anschluss an eine belebte Ortschaft unterzubringen, ist unzumutbar und unwürdig“, so Frank Gockel Pressesprecher des Vereins.

Es gebe keine Busverbindung und kein Fußweg nach Büren. Die Betroffenen müssten mit ihren Kindern acht Kilometer entlang einer viel befahrenen Landstraße ohne Seitenstreifen laufen, um nach Büren in die Stadt zukommen.

Bereits jetzt stehe fest, dass nicht alle Menschen, die aus der Ukraine geflohen sind, in Deutschland bleiben dürfen. So müssen zum Beispiel Menschen, die keinen ukrainischen Pass haben, in der Regel Deutschland wieder verlassen. Der Verein kritisiert, dass diesen Menschen direkt bei ihrer Ankunft vor Augen geführt werde, wie unmenschlich mit ausreisepflichtigen Ausländern umgegangen werde.

Schon 2015 wurde am Stöckerbusch eine Zeltstadt errichtet. Bis zu 1000 Flüchtling soll damals gleichzeitig aufgenommen werden. Archivfoto: Marc Köppelmann