15.06.2020

Ein Zeichen gegen Rassismus

Das Bündnis gegen Rechts organisiert bei einer Demo Erfahrungsberichte und Kultur gegen Ausgrenzung. Auch der Stadtrat wird kritisiert. Welche Erfahrung Betroffenen Paderborn machen.

Moritz Jülich

Paderborn. Die Proteste in den USA infolge des Todes von George Floyd schlagen global hohe Wellen. Bereits vor zwei Wochen hatte die grüne Jugend Paderborn eine knapp neunminütige Mahnwache zum Gedenken des Toten organisiert, nun haben am Samstag das Paderborner Bündnis gegen Rechts und die Jugendorganisation der Grünen eine ausführliche Demonstration auf die Beine gestellt. Mehr als 200 Menschen versammeln sich auf dem Rathausplatz und lauschen Erlebnissen und Reden sowie Liedern und Gedichten.

Laut Versammlungsleiter vom Bündnis gegen Rechts sollte der Fokus der Veranstaltung sowohl auf Solidarität mit den Betroffenen in den USA als auch auf dem Lokalbezug liegen. Dazu seien insgesamt sechs Redner eingeladen worden, die jeweils einen Aspekt des Themas ansprechen sollten. Die Moderation übernehmen Nadine Dubberke. Sie eröffnet die Veranstaltung mit einem selbstkomponierten Lied, das ebenfalls rechte Ideologien angriff, bevor sie ihn nach und nach die Vortragenden vorstellt.

Das sind die sechs Redner der Demonstration

Die Redebeiträge beginnen mit der Studentin und Aktivistin Mela Kunis, die hauptsächlich persönliche Erfahrungen mit Rassismus teilte. Sie kritisiert spontan einige Gäste der angrenzenden Bar Celona dafür, dass sie angeblich unbeteiligt der Demo lauschten, sich aber nicht interessierten. Schließlich gehe das Thema jeden etwas an. Anschließend betrat Hannah Draht die Bühne, die auf Kollektiverfahrungen mit Mikrorassismus einging. Dieser bestehe unter anderem aus impliziten Abwertungen und einer Absprache von Kompetenz oder Herkunft, die sie auch selbst zahlreiche Male erlebt habe.

Dritter Redner war der Vorsitzende des Paderborner Integrationsrats Recep Alpan, dessen Rede Schwerpunkt die emotionale Aufarbeitung der Geschehnisse in den USA war, um von dort aus eine Brücke zu den Zuständen in Deutschland zu schlagen. „Als Vorsitzender eines türkischen Fußballvereins erfahre ich immer wieder Rassismus auf dem Spielfeld gegenüber Spielern und Verantwortlichen“, so Alpan. Zwar käme das nur ein oder zweimal pro Spielzeit vor, aber auch das sei viel zu viel. Der vierte Redner Joel Brice Feudjieu fokussierte sich auf die Erfahrung von Studenten in Paderborn mit rassistischen Vorurteilen.

„Das Wichtigste ist es, gegenseitige Ängste abzubauen“

Frank Gockel thematisierte anschließend noch das Dauerstreitthema der Abschiebehaft in Büren, bevor Abel Akindejoye, Teil der deutsch-afrikanischen Gesellschaft Paderborn, abschließend mit einigen Gedichten die Bühne betrat. Diese drehten sich um die Historie afrikanischstämmiger Menschen über die vergangenen Jahrhunderte bis in die Moderne. „Das Wichtigste ist, Angst gegenüber dem Unbekannten auf beiden Seiten abzubauen und ein Kennenlernen zu fördern“, so Akindejoye. Thematische Einigkeit herrscht unter den Rednern vor allem bei der Frage nach der Notwendigkeit der Demonstrationen in Deutschland. „Die Situation in den USA ist definitiv schlimmer als bei uns, aber das heißt nicht, dass es hier keine Probleme gibt“, so Alpan. Jeder sei gefragt zu einer toleranten Gesellschaft beizutragen. Deutliche Kritik hagelte es gegenüber dem Paderborner Stadtrat, der erst kürzlich die zusätzliche Aufnahme von Flüchtlingen aus überfüllten Lagern Griechenlands im Zuge der Corona-Pandemie ablehnte.

 

Die zahlreichen Demonstranten in Paderborn wollen Unterstützung für Minderheiten und Ablehnung von rassistischen Vorurteilen signalisieren. Foto: Moritz Jülich