10.01.2020

Abschiebehaft: Zeit der Überbelegung ist vorbei

Flüchtlingsminister Stamp legt neue Zahlen für die NRW-Einrichtung in Büren vor. Dass die Insassen auch mit mehr Platz oft verzweifelt sind, zeigt ein Vorfall im Oktober.

Lothar Schmalen

Büren/Düsseldorf. Nicht nur die Zahl der in NRW ankommenden Asylbewerber geht weiter zurück (2019: 16 Prozent weniger als 2018), auch in der einzigen NRW-Abschiebehaftanstalt in Büren sind die Zeiten der Überbelegung vorbei. Das geht aus neun Zahlen hervor, die NRW-Flüchtlingsminister Joachim Stamp (FDP) jetzt dem Integrationsausschuss des Landes vorgelegt hat.

Demnach waren zuletzt durchschnittlich 109 Personen in Büren untergebracht. Die Kapazität der Anstalt betrug bis August 160 Plätze, seit September können sogar 175 Plätze genutzt werden. Die Belegungszahlen schwanken dabei.

Im Juli 2019 waren es durchschnittlich 99 Häftlinge, im August 106 und im September 122. Durchschnittlich hielten die Häftlinge sich knapp 30 Tage in der Abschiebehaftanstalt auf.

Unter den Abschiebehäftlingen stellten die Marokkaner mit 12,2 Prozent die größte Gruppe, gefolgt von Alterieren (9,7 Prozent) und Albanern (6,7 Prozent). Beim überwiegenden Teil der Untergebrachten handele es sich, so berichtet Stamp weiter, um Sicherungsfälle (71,5 Prozent), gefolgt von Überstellungshaft in sogenannten Dublin-Fällen, also Asylbewerber, die in das Land zurückgeführt werden sollen, über das sie in der EU angekommen sind (25,5 Prozent).

Dass die Insassen der Abschiebehaftanstalt dennoch weiterhin oft verzweifelt sind, zeigt ein Vorfall Ende Oktober, als ein 25-jähriger afghanischer Flüchtling, der gemäß der Dublin-III-Verordnung nach Finnland zurückgebracht werden sollte, in seinem Unterbringungsraum Feuer legte.

Außerdem hatte der junge Afghane sich Schnittverletzungen an einem Arm beigebracht. Weil Mitarbeiter der Haftanstalt, Rettungskräfte und die Feuerwehr schnell eingreifen konnten, ging der Zwischenfall glimpflich aus. Nach dem Vorfall sei der Afghane psychologisch betreut worden, so Stamp in seinem Bericht. Er habe sich in der Folgezeit unauffällig verhalten. Im Dezember sei der                        25-jährige nach Finnland überstellt worden.

Zuletzt waren in der NRW-Abschiebehaftanstalt Büren durchschnittlich 109 Personen untergebracht. Foto: Finke