28.11.2015

Stöckerbusch bekommt eine Buslinie

Notunterkunft vor Haftanstalt: 200 Bürger aus Büren und Bad Wünnenberg informieren sich aus erster Hand. Johanniter übernehmen die Betreuung für 800 Flüchtlinge

Büren. Die Bagger rollen schon in Stöckerbusch. Sie schaffen Platz für eine Zeltstadt. 1000 Flüchtlinge sollen dort im nächsten Jahr unterkommen. Nach Schloss Holte-Stukendrock wird es die zweite Notunterkunft dieser Größenordnung im Kreis Paderborn. Sie wird vom Land NRW bezahlt, von der Bezirksregierung Detmold eingerichtet und von der Johanniter Unfallhilfe betrieben. Wie weit die Pläne gediehen sind, darüber informierten am Donnerstagabend Vertreter dieser Institutionen die Bevölkerung. Mehr als 200 Menschen aus Büren und Bad Wünnenberg waren in die Bürener Stadthalle gekommen. Stöckerbusch, ein ehemaliges Militärgelände, liegt etwa auf halbem Weg zwischen den Städten. Dort befindet sich bereits das Abschiebegefängnis des Bezirks. Daneben und gegenüber werden fast zwei Dutzend Leichtbauhallen aufgestellt, erklärt Frederik Köhler von der Bezirksregierung. In 13 sollen mittels Stellwänden Schlafkabinen für jeweils 6-8 Menschen eingerichtet werden. Die Zelte werden mit Dämmplatten verkleidet und mit Gebläseöfen von außen beheizt. Zwei Hallen sollen als Aufenthaltsbereich eingerichtet werden, zwei weitere als Sanitärtrakt dienen. Hinzu kommen Sanitäts- und Empfangseinheit. In einer ehemaligen Werkhalle werden Küche, Kleiderkammer und Kantine eingerichtet, die bis zu 300 Menschen gleichzeitig versorgen soll. Im ersten Quartal sollen zunächst 800 Flüchtlinge unterkommen, im zweiten soll die volle Auslastung erreicht werden, so Köhler. Die Baukosten von etwa 1,8 Millionen Euro sowie die Betriebskosten zahle das Land. Bleiben werden die Flüchtlinge höchstens drei Wochen, so sein Kollege Jörg List. In dieser Zeit werden die Menschen ärztlich untersucht und registriert. Danach werden sie Kommunen in ganz Deutschland zugewiesen oder in zentrale Unterkünfte gebracht. „Es geht hier nur um den ersten Schritt“, so Landrat Manfred Müller. Dabei greift man auf die Erfahrung aus Schloss Holte-Stukenbrock zurück. Damit es nicht zu gefährlichen Situation auf der Hanauer Landstraße kommt, wenn sich die Menschen auf den Weg nach Büren machen, soll eine Busverbindung eingerichtet werden. Die Flüchtlinge seien freie Menschen, so List: „Wir legen Wert darauf, dass eine Notunterkunft kein Gefängnis ist.“ Mit freiem Internet will man die Menschen in der Unterkunft halten. Fehlender Zugang sei ein Grund für Wanderungsbewegungen, so Gerald Donald von den Johannitern. Ein zweiter seien Einkäufe von Dingen, die über die Grundversorgung hinausgehen. Dem wolle man mittels eines Kioskes entgegenwirken, den die Johanniter mangels Betreiber wohl selbst betreuen werden. Die Sicherheit der Notunterkunft soll von einem Wachschutz gewährleistet werden. Bei der Betreuung hoffen die Johanniter auch auf Bürger, die sich ehrenamtlich engagieren wollen. Dabei gehe es vor allem darum, Ablenkungs- und Unterhaltungsmöglichkeiten zu schaffen, so Donald.

Zahlen

Der Kreis Paderborn hat nach Angaben von Landrat Manfred Müller 4400 Flüchtlinge aufgenommen.

In Notunterkünften sind aktuell etwa 870 untergebracht - davon 480 in Staumühle, 180 im Berufskolleg Schloss Neuhaus und 210 in der Unisporthalle Paderborn.

Insgesamt können die Unterkünfte mit 1200 Personen belegt werden.                                   (mas)