04.11.2015

Seelsorge für Ausreisepflichtige

Evangelische Kirche: Neue Aufgaben für Hartwig Glöckner und Ludwig Sanders. Personelle Wechsel in Staumühle und am St.-Johannisstift

Büren/Hövelhof/Paderborn. Im Bereich Seelsorge im Evangelischen Krankenhaus St. Johannisstift Paderborn und der Unterbringungseinrichtung für Ausreisepflichtige in der alten Justizvollzugsanstalt „Stöckerbusch“ in Büren hat es personelle Wechsel gegeben.

Der langjährige Seelsorger der ehemaligen JVA bei Büren, Burghart Schmidt, wechselte mit Beginn des Schuljahres in eine Schulpfarrstelle im Kirchenkreis Gütersloh. Nachfolger seit dem 16. August ist Pfarrer Ludwig Sanders (52) mit 50 Prozent seines Dienstumfangs.

Bereits seit 2003 ist Sanders (Bad Lippspringe) außerdem mit halber Stelle Seelsorger in der JVA Hövelhof-Staumühle. Sanders im Dezember 2009 begonnene Tätigkeit als Seelsorger des                  Ev. Krankenhauses St. Johannesstift Paderborn endet mit dem Neuanfang in Büren.

„Haben ein Anspruch auf Seelsorger

Dort folgte zum 1. September Pfarrer Hartwig Glöckner (52) als Seelsorger mit halber Stelle. Glöckner (Paderborn) ist außerdem als Pfarrer in der Evangelischen Kirchengemeinde Büren-Fürstenberg zur Unterstützung von Pfarrer Dr. Rainer Reuter (Bezirks Pfarrbezirk Büren) tätig, der als Synodalassessor  umfangreiche Aufgaben im Evangelischen Kirchenkreis Paderborn hat.

„Seelsorge ist meine Herzensangelegenheit“, freut sich Hartwig Glöckner über seinen neuen Tätigkeitsbereich im Ev. Krankenhaus St. Johannesstift. Hier hat er ein offenes Ohr für Patienten wie Mitarbeitende und berät Menschen in Krisensituationen.

Qualifiziert hat sich der Theologe unter anderem durch Ausbildungen in Klinischer Seelsorge und Klientenzentrierter Gesprächsführung, durch Weiterbildung in Systematischer Beratung und gewaltfreier Kommunikation sowie durch Erfahrung in der ambulanten Hospizarbeit. Gottesdienste, Aussegnungen im Sterbefall um Kontakt mit Ehrenamtlichen gehören zum Aufgabenbereich des Krankenhaus-Seelsorgers. Außerdem arbeitet Hartwig Glöckner in der Ethik-Kommission des            Ev. Krankenhauses St. Johannesstift mit.

„Auch die Menschen, die aus Deutschland in ihre Herkunftsländer zurückgeschickt werden, haben ein Anspruch auf Seelsorge. Denn sie werden genau in die Situation zurückgeschickt, der sie zu entfliehen suchten: Not, Hoffnungslosigkeit und Arbeitslosigkeit“, beschreibt Pfarrer Ludwig Sanders die Notwendigkeit seiner Arbeit in „Stöckerbusch“, der Einrichtung für Ausreisepflichtige.

Zuhören, miteinander sprechen und gegebenenfalls rechtliche Unterstützung vermitteln gehören dort zu seinen Aufgaben.

Der Theologe trifft dabei auf Menschen aus Albanien, Serbien, der Ukraine, Weißrussland, Äthiopien, Iran, Irak, Pakistan und anderen Ländern. Auch für die Mitarbeitenden ist er als Seelsorger dar.

Von außen sei die ehemaligen JVA noch ein Gefängnis, das Innenleben habe sich aber auf Wunsch der Bezirksregierung Detmold liberalisiert, betont Sanders: „Hinter den Mauern wird versucht, ein Höchstmaß an Freiheiten zu ermöglichen.“

Jeder erhalte beispielsweise ein Handy. Trotzdem bleibe die Arbeit für ihn eine Herausforderung: „Ich erlebe den Konflikt zwischen unseren christlich-humanistischen Ansprüchen und der Realität von Abschiebung“, so Ludwig Sanders.

Hilfe in Krisenzeiten: Zwei der Pfarrer und Seelsorger im Evangelischen Kirchenkreis Paderborn, die sich für Menschen in Krisensituationen einsetzen Ludwig Sanders (L.) und Hartwig Glöckner Foto: EKP/Heide Welslau