29.10.2015

Neue Zeltstadt für 1000 Flüchtlinge

Baubeginn: NRW investiert rund 1,2 Millionen Euro, um neben dem Abschiebegefängnis Büren eine Unterbringungseinrichtung für Asylbewerber zu schaffen. Die Bezirksregierung hat zum Grundgang eingeladen

Von Carolin Nieder-Entgelmeier

Büren. Schnurgerade führt die Landstraße 7 54 durch das Bürener Land. Die Autos rauschen mit hoher Geschwindigkeit an dem dichten Wald vorbei. Ein Schild weist auf die ehemalige JVA Büren hin, die heutige Unterbringungseinrichtung für Ausreisepflichtige der Bezirksregierung Detmold. Daneben entsteht die zweite Zeltstadt für Flüchtlinge in OWL, eine Notunterkunft in Trägerschaft des Landes für 1000 Flüchtlinge. Ende des Jahres soll die Notunterkunft bezugsfertig sein.

Dafür investiert das Land rund 1,2 Millionen Euro in den Umbau der amerikanischen Siedlung. „Da die Ausschreibungen noch laufen, steht die genaue Summe noch nicht fest“, sagt Projektleiter Frederik Köhler von der Bezirksregierung Detmold. Sicher sei jedoch, dass der Bau der Zeltstadt in Büren wegen der bereits vorhandenen Infrastruktur günstiger wird als der Bau der Zeltstadt in Schloss Holte- Stukenbrock. „In die Einrichtung in Schloss Holte-Stukenbrock hat das Land                 1,6 Millionen Euro investiert“, sagt Köhler, der bereits die Zeltstadt in Schloss Holte-Stukenbrock konzipiert hat.

Die Notunterkunft entsteht auf dem Gelände der amerikanischen Siedlung. Eine schmale Straße trennt das Gelände von dem Abschiebegefängnis. Für Regierungspräsidentin Marianne Thomann-Stahl ist das kein Problem: „Wir können uns passende Plätze für Notunterkünfte nicht backen. Das Geländer eignet sich sehr gut, und wir haben keine Alternativen.“

Heute beginnen die ersten Arbeiten auf dem Gelände. „Der Baumbestand bleibt erhalten, wird aber ausgedünnt“, erklärt Köhler. Vier Gebäude der amerikanischen Siedlung werden am Mittwoch abgerissen. „Auf den Bodenplatten werden Leichtbauhallen aufgebaut, die winterfest sind.“ Insgesamt sollen so in den kommenden Wochen 17 Leichtbauhallen entstehen, 15 Hallen als Wohnraum sowie zwei Hallen als Sanitäreinrichtungen.

„Die neue Einrichtung wird Teile der Abschiebeeinrichtung mit einbeziehen“, so Köhler. Die Werkhalle der ehemaligen JVA wird für die Verpflegung, als Aufenthaltsbereich sowie für die Verwaltung und die Logistik genutzt.

„Der Betrieb der Notunterkunft auf dem Gelände der Abschiebeeinrichtung wird baulich klar von deren Betrieb getrennt“, versichert Köhler. Zudem werde das Gelände der Notunterkunft mit den Bereichen der Abschiebeeinrichtung räumlich verknüpft.

Die nächstgelegene Siedlung ist fast zwei Kilometer von dem Gelände entfernt, der Stadtkern von Büren liegt sogar in acht Kilometer Entfernung. „Derzeit wird die Einrichtung eines Shuttlebusses oder die Einbindung der Notunterkunft in den öffentlichen Nahverkehr in Absprache mit dem Kreis Paderborn geprüft“, erklärt Thomann-Stahl.

Zudem werde mit der Kreispolizei Paderborn ein Konzept zur Vermeidung von Unfällen erarbeitet, ergänzt Paderborns Landrat Manfred Müller. „Auf der Landstraße 754 sind die Verkehrsteilnehmer sehr schnell unterwegs. Außerdem gibt es weder Geh- noch Radwege. Das ist vor allem im Winter für Fußgänger problematisch“, sagt Müller.

Ebenso problematisch ist der fehlende Handyempfang. Mobiles Internet ist ebenso wenig nutzbar, obwohl Vodafone auf dem Gelände einen Funkmast betreibt. „Viele Asylbewerber halten über Smartphones Kontakt zu ihren Familien, deshalb werden wir dafür sorgen, dass sich der Empfang verbessert“, verspricht Thomann-Stahl.

Die Notunterkunft wird zwar im Auftrag des Landes gebaut, den Betrieb wird jedoch eine Hilfsorganisation übernehmen. „Es gibt verschiedene Interessenten. Entschieden haben wir uns noch nicht“, sagt Thomann-Stahl. Sicher ist nach Angaben von Bürens Bürgermeister Burkhard Schwuchow, dass der Betreiber von ehrenamtlichen Helfern unterstützt wird. „In Büren leben 350 Flüchtlinge, die von vielen Menschen unterstützt werden.“ Das gelte auch für die Nachbarstadt     Bad Wünnenberg in der 220 Asylbewerber leben, ergänzt Bürgermeister Christoph Rüter.

Auf enge Zusammenarbeit setzt auch Dirk Herbst, der Ortsvorsteher von Hegensdorf, einem Stadtteil von Büren: „Um Probleme schnell zu lösen, ist es wichtig, dass die Bevölkerung Ansprechpartner hat.“ Die wird es nach Angaben von Thomann-Stahl geben: „Es wird eine Bürgerinformation eingerichtet und eine Hotline.“

Asylbewerber in OWL

In zentralen Unterbringungseinrichtungen (ZUE) des Landes in Bad Driburg, Borgenteich, Detmold und Oerlingshausen gibt es 2118 Plätze. Davon sind rund 2000 belegt.

Die ZUE Bielefeld wird derzeit zur Entlastung als Erstaufnahmeeinrichtung genutzt.

Zudem gibt es in OWL 22 Notunterkünfte. In Bad Oeynhausen, Bad Salzuflen, Bielefeld, Bünde, Gütersloh (Spexard und Friedrichsdorf), Herford, Horn-Bad Meinberg, Hövelhof, Höxter, Lemgo, Löhne, Lübbecke, Minden, Paderborn (Universität und Busdorfschule), Porta Westfalica,            Rheda-Wiedenbrück, Rödingshausen, Schloss Holte-Stukenbrock (Polizeischule und Zelthallen) und Versmold gibt es 7339 Plätze. Davon sind rund 6500 belegt.

In ganz Nordrhein-Westfalen gibt es insgesamt 55.000 Unterbringungsplätze für Asylbewerber.

 

Erster Rundgang: Christoph Rüter, Frederik Köhler, Manfred Müller, Marianne Thomann-Stahl und Burkhard Schwuchow (v.l.)
Blick auf die amerikanische Siedlung neben dem Abschiebegefängnis in Büren: Die Gebäude stehen seit 20 Jahren leer und müssen zum Teil abgerissen werden, um Platz für 17 Leichtbauhallen zu schaffen. Fotos: Marc Köppelmann