08.05.1995

Europa ohne Mauern gefordert

1000 Demonstranten protestierten gegen Abschiebung

Von Anja Paola Schweins (Text und Foto)

Büren (WV). Mehr als 1000 Demonstranten aus einem weiten Umkreis protestierten gestern Nachmittag in Büren gegen die Abschiebepraxis in der Bundesrepublik. Vor den Toren der Abschiebehaftanstalt Büren forderten sie in Sprechchören „internationale Solidarität“ und ein             Europa ohne Mauern.

Mit Trillerpfeifen, Trommeln, Tröten und Knallkörpern unterstrichen die Demonstranten lautstark ihre Forderungen. „Nie wieder Lager – Abschiebeknäste sprengen“ und „Abschiebung ist Mord“ war auf den Transparenten zu lesen. Ein Mikrofon zu benutzen, war den Demonstranten vor der JVA verboten worden, um in der Haftanstalt kein Aufbau zu provozieren. In mehreren Sprachen richteten einzelne Sprecher dennoch Grußworte an die Inhaftierten. Unter großem Jubel segelte ein Transparent mit Luftballons über die fünf Meter hohe JVA-Mauer.

Unter die überwiegend friedlichen Demonstranten hatten sich rund 25 Vermummte gemischt; die erwarteten Krawalle blieben jedoch aus. Ein großes Polizeiaufgebot mit Hunden und einem Sondereinsatzkommando hatte die Abschiebehaftanstalt und das umliegende Waldgebiet hermetisch abgeriegelt. Die Feuerwehr musste ein kleines Feuer im Wald löschen. Eine kleine Gruppe hatte den Zaun am Haftgelände durchschnitten und in einem leerstehenden Nebengebäude einen Zimmerbrand verursacht, der ebenfalls schnell gelöscht werden konnte.

Bei der anschließenden Kundgebung auf dem Bürener Marktplatz forderten Sprecher „Bleiberecht für alle“ und die Abschaffung des Ausländergesetzes. Anlass der Demonstration war der Jahrestag des Kriegsendes vor 50 Jahren. 40 Gruppen aus OWL, dem Ruhrgebiet und Hamburg hatten zu der  Protestaktion aufgerufen und Busse eingesetzt.

Mehr als 1000 Demonstranten versammelten sich gestern Nachmittag vor der Bürener Abschiebehaftanstalt im Waldgebiet Stöckerbusch, um gegen Abschiebung zu protestieren.