22.03.1995

In Abschiebeknast Feuer gelegt

Sieben Verletzte in der JVA Büren: Zelle brannte/Löscharbeiten behindert

Von Karl Finke

Büren (fin). Drei Abschiebehäftlinge, oder auch nur einer von ihnen, legte(n) am Montagabend Feuer in ihrer Zelle der JVA Büren. Sie mussten zusammen mit einem weiteren Gefangenen und fünf Wachleuten aufgrund von Rauchvergiftungs-Verdacht in benachbarte Krankenhäuser transportiert werden. Bei Ankunft der Feuerwehr hatten die internen Sicherheitskräfte dem Brand bereits weitgehend gelöscht.

Die Feuerwehr wurde vor dem Hafthaus 3 von Häftlingen „mit Wurfgeschossen empfangen“, so Löschzugführer Josef Siedhoff. Die Wehr konnte zunächst nicht durchs Treppenhaus ins Obergeschoss zum Brandherd vorstoßen. Mit Atemschutz sicherte sie schließlich die Reste der entzündeten Matratze(n) und angesenkten Holz- wie Plastikmöbel. Das Wachpersonal hatte die Flammen mit Wasser aus Flurhydranten über Rollschläuche abgelöst.

Fünf Wachmänner vom hier beteiligten privaten Sicherheitsdienst wurden mit der Gefahr einer Rauchvergiftung von Rettungswagen sofort in Hospitäler gefahren. Gestern Morgen blieb noch einer von Ihnen zur Beobachtung im Salzkottener Krankenhaus - ebenso wie einer der drei Zelleninsassen. Die beiden anderen sowie ein weiterer unter Atembeschwerden leidender Gefangener aus einer Nachbarzelle wurden ins Gefängniskrankenhaus Fröndenberg gebracht.

“ Ein Versuch, die Entlassung zu erzwingen

Ihre Nationalität blieb zunächst auch aufgrund fehlerhafter Agentur- und Radio-Meldungen unklar. Es sind laut Nothelm Steuernagel, Pressedezernent im Justizvollzugsamt Hamm, jedoch keine Algerier, sondern offiziell ein Iraner und zwei Libanesen. Letztere behaupten, sie seien Kurden bzw. staatenlos. Der vierte ist ein Pakistani.

„Einer versucht intensiv, entlassen zu werden“, wusste JVA-Leiter Peter Möller gestern nur einen einzigen Anhaltspunkt für den aus seiner Sicht „demonstrativen Akt“. Eine halbe Stunde vor der vermutlichen Brandstiftung hätten Mitarbeiter noch „keine aggressive Situation“ wahrgenommen. Entflammt wurde die Matratze wahrscheinlich mit Hilfe eines Feuerzeuges, das jedem Häftling zum Zigarettenrauchen erlaubt ist. Dem Staatsanwalt lagen bis Redaktionsschluss aber noch keine Ermittlungsergebnisse der Kriminalpolizei vor.

Sollte es Brandstiftung sein, ist sie die Nummer vier allein in diesem Jahr in der Bürener Abschiebehaftanstalt. „Häufiger als in anderen JVA“, weiß Pressesprecher Steuernagel. Schwere Rauchvergiftungen habe es aber bislang nicht gegeben.

 

Zellenbrand im Abschiebeknast: Das Feuer in der JVA Büren wurde vermutlich von Häftlingen selbst gelegt. Foto: Finke