24.11.2010

Abschiebehäftling greift eigenes Kind an

Kleinkind verletzt ins Krankenhaus eingeliefert

Büren (my). Folgenschwerer Zwischenfall in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Stöckerbusch: Bei Einem Familienbesuchstermin hat ein 23-jähriger Abschiebehäftling aus Herzegowina am Montagnachmittag sein knapp einjähriges Kleinkind, das ihm die Mutter übergeben wollte, an sich gerissen und auf den Boden geworfen. Möglicherweise wollte er es sogar mit Füßen treten, wurde aber daran von drei Bediensteten der JVA gehindert und überwältigt.

Volker Strohmeyer, Leiter der Bürener Einrichtung, bestätigte den Fortfall auf Anfrage der NW und zeigte sich tief betroffen: „Das hat uns richtig fertig gemacht“, sagt er.

Der Häftling, der als suizidal gefährdet und jähzornig gilt, hält sich seit rund 14 Tagen in Büren auf und wartet auf seine Abschiebung. In dieser Zeit hatte es vier Besuchstermine gegeben, bei denen er sich mit seiner Frau und deren Familienmitglieder getroffen hatte. „Das ist bei uns eine übliche Praxis“, erklärt Strohmeyer. In diesem Fall wurde die mehrfache Besuchserlaubnis auch eingesetzt, um den auch Mitarbeitern gegenüber aggressiv auftretendem Mann“ ein wenig unterzubringen“. Zur Sicherheit hielten sich jeweils drei Bedienstete im Nachbarraum auf, um jederzeit einschreiten zu können.

Während es bei den drei vorherigen Besuchen zu keinen Zwischenfällen kam, zeigten sich die Vorsorgemaßnahmen der Anstaltsleitung am Montagnachmittag aus. Innerhalb von Sekunden drängten die Mitarbeiter den Mann von seinem Kind ab, überwältigten ihn und sperrten ihn in eine spezielle Arrestzelle.

Das Kleinkind, dass blutige Verletzungen im Gesichtsbereich erlitten hatte, wurde zunächst von einem Sanitäter aus der JVA versorgt. Zusätzlich wurden der Notarzt und ein Rettungswagen alarmiert. Nach ärztlicher Versorgung wurde das Kleinkind ins Krankenhaus Salzkotten eingeliefert. „Zum Glück ist die Attacke offenbar glimpflich ausgegangen“, berichtet Strohmeyer. Nach ersten Erkenntnissen hat das Kind lediglich Prellung und eine blutende Nase erlitten.

In der Bürener Justizvollzugsanstalt sind zurzeit 150 Abschiebehäftlinge untergebracht. Zu deren Betreuung sind vier, zeitweise auch fünf hauptamtliche Betreuer eingesetzt, teilte der Anstaltsleiter mit.

Betroffen von dem Vorfall: Volker Strohmeyer, der Leiter der Bürener Abschiebehaftanstalt. Archiv-Foto: Reinhard Rudolf