27.04.2010

Häftlinge sind künftig besser versorgt

Neues Stationsgebäude der JVA Stöckerbusch eingeweiht - Land investiert 3,1 Millionen Euro

von Hanne Reimer

Büren (WV). Eine verbesserte medizinische Versorgung kann die Justizvollzugsanstalt Stöckerbusch bei Büren künftig ihren maximal 535 Häftlingen gebeten. Gestern haben Anstaltsleitung und viele Gäste den Neubau des Sanitätsgebäudes eingeweiht.

Dessen Vorgänger war schon lange zu eng geworden und darum im Februar 2009 abgerissen worden, um dem Neubau Platz zu machen, wie JVA-Leiter Volker Strohmeyer erläuterte. Die Röntgengeräte waren bisher in einem Nebengebäude im Keller untergebracht. Nun haben der fest angestellte Anstaltsarzt Josef Wächter und sein Team alles, was sie für die gesundheitliche Versorgung der Gefangenen brauchen, unter einem Dach. Im Erdgeschoss des zweistöckigen Gebäudes befinden sich die Röntgenabteilung, ein zahnärztlicher Behandlungsraum, ein Bereich zur Desinfektion der Instrumente sowie drei Krankenzimmer, in denen maximal sechs Häftlinge liegen können. Im oberen Geschoss des Neubaus sind 19 zusätzlich Einzelhaftplätze sowie ein Haftraum mit Kameraüberwachung entstanden.

Röntgenuntersuchungen fallen in der JVA Stöckerbusch häufig an, wie stellvertretender Leiter Karl-Heinz Wogesin erläutert. Alle neu aufgenommen Häftlinge würden routinemäßig geröntgt, um Infektion, vor allem Tuberkulose, feststellen und behandeln zu können. Auch die routinemäßigen   Zu- und Abgangsuntersuchungen sind nun für die Gefangenen und das medizinische Team komfortabler.

Der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW hat als Bauherr 3,1 Millionen Euro in das Gebäude mit einer Grundrissfläche von 1160 Quadratmetern investiert.

„Wir sind sehr froh über die moderne Ausstattung des Sanitätsbereichs und über die zusätzlichen Haftplätze“, sagte Volker Strohmeyer. „Die Gefangenen können dadurch besser behandelt und besser untergebracht werden, sodass Mehrfachbelegungen reduziert werden.“ Ein Wunsch allerdings schickte der JVA Leiter auch noch nach Düsseldorf. Er erinnerte an den Antrag, ein Sport- und Freizeitgebäude zu errichten.

Das könne den Häftlingen gerade auch im Winter, wenn kein Außensport möglich ist, eine sinnvolle Freizeitgestaltung ermöglichen. „Selbstverständlich sitzen hier nicht nur Unschuldslämmer ein und die Haft ist auch keine Wellness-Aufenthalt“, sagte Werner Paaßen, Vorsitzender des JVA-Beirats. „Hier wird jedoch alles unternommen, um die Haftbedingungen so menschlich und kooperativ wie möglich zu gestalten.“

JVA Stöckerbusch: Zahlen und Fakten

Die Justizvollzugsanstalt Büren wurde 1994 nach Umwidmung einer NATO-Kaserne in Betrieb genommen. Bis 2007 wurden dort ausschließlich Abschiebehäftlinge untergebracht. Mitte der 90er Jahre fanden teils mit Krawallen belegte Demonstration gegen die Abschiebepraxis statt.

Auch als Konsequenz aus dem Foltermord in der JVA Siegburg im November 2006 wurde die Haftanstalt ab Juni 2007 auch für Strafgefangene geöffnet. Untergebracht sind in Büren Männer, die zu Freiheitsstrafen unter drei Monaten oder zu Ersatzfreiheitsstrafen verurteilt worden sind. Viele der Gefangenen sind drogen- oder alkoholabhängig.

Zurzeit leben in der JVA Stöckerbusch 160 Abschiebe- und 150 Strafgefangene. Platz bietet die Anstalt für maximal 535 Insassen.

 


Zum neuen Sanitätsbereich der JVA Büren gehört auch eine Zahnarztpraxis, die (von links) Bürgermeister Burkhard Schukow, Werner Paaßen, Landtagsabgeordnete Maria Westerhorstmann, Volker Strohmeyer, Peter Kamp (Justizministerium), Heinrich Micus sowie Ferdinand Tiggemann (beide Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW) gestern in Augenschein genommen haben. Foto: Hanne Reimer