09.10.2007

Gockel soll Auszeichnung zurückgeben

CDU fordert Rückzug aus besetztem Gebäude und Verzicht auf Friedenspreis

Rüthen/Paderborn. 13 Monate ist es her, dass der Rüthener Frank Gockel stellvertretend für den Verein „Hilfe für Menschen in Abschiebehaft Büren“ den renommierten Aachener Friedenspreis erhielt. Jetzt wurde Gockel vom Friedhelm Koch, Vorsitzender der CDU-Mittelstandsvereinigung im Kreis Paderborn, aufgefordert, den Preis wieder zurückzugeben.

Bei der Mittelstandsvereinigung angecktt ist Gockel mit einer Hausbesetzung-Aktion: Die autonome Paderborner Kulturgruppe „Rabatz“ hat vor einer Woche das alte Cargogebäude an der Bahnhofstraße 31 besetzt, um dort einen „Freiraum in Paderborn für Kunst, Kultur und Politik“ zu schaffen. Gockel tritt als Sprecher dieser Gruppe auf - für Koch offenbar ein Unding.

In einer Pressemitteilung fordert Koch die Gruppe auf, die Besetzung so schnell wie möglich zu beenden. „Recht ist nicht teilbar“, so Koch. Wer vorführt, dass man sich „sein Recht am besten selbst nimmt, schafft Präzedenzfälle. Heute für Linke und Punks, morgen für Neonazis oder islamische Rechtsbrecher. Die Neonazi-Szene ist in ihrem taktischen Verhalten schon längst ein Spiegelbild der Linken“, führt er aus. „Wer wie Herr Gockel (Sprecher der Besetzer) um den Schutz des Staates gegen braune Rechtsbrecher ersucht, sollte sich klarmachen, welche Geister er auf dem Plan ruft, wenn er selbst das Recht infrage stellt“, argumentiert der Vorsitzende der Mittelstandsvereinigung weiter. Und „wer sich wie Herr Gockel von seinen Gesinnungsfreunden einen Friedenspreis aushändigen lässt, sollte diesen zurückgeben, wenn er an der Einnahme eines Gebäudes teilnimmt.“

Die Besetzer würden Bastionen stürmen, die laut Koch nicht mehr existieren. Es gebe keine Form der Kultur, für die es noch keine Freiräume gibt oder die gesellschaftlich durchgesetzt werden müsste. Es gebe keinen Körpersaft mehr, der nicht auf einer deutschen Theaterbühne zu besichtigen wäre selbst Punk habe Einzug in den Mainstream gehalten. „Schwule und Lesben feiern Partys in der Kulturwerkstatt. Alle Gruppen, die jetzt Musik im besetzten Haus machen, können jederzeit in vielen Hallen der Stadt auftreten“. „Rabatz“ sei ein Gegenentwurf ohne Substanz. Die Tatsache, dass die Besetzer auf Verstärkung aus der Punkerszene anderer Städte warten müssen, beweise dies.

Koch schließt, dass die Bürger ein Recht darauf hätten, dass die Bahnhofstraße nicht weiter verkommt. Auch die Sozialhilfe eines Gutteils der Besetzer müsse erwirtschaftet werden. Lebensqualität und wirtschaftlichen Fortschritt gebe es nur durch eine Neubebauung des Geländes. Die Stadt habe „das Recht und die Zukunftschancen ihrer Bürger zu schützen.“    fred

 

Friedhelm Koch benennt das Tun der Besetzer als
„Gegenentwurf ohne Substanz“.
Soll den Aachener Friedenspreis zurückgeben: Der Rüthener Frank Gockel