19.06.2007

Fünf-Meter-Mauer und NATO-Draht überwunden

Abschiebehäftling (32) flieht aus der JVA Stöckerbusch

Von Hanne Reimer (Text und Foto)

Büren (WV). Offenbar mit dem Mut der Verzweiflung ist gestern ein Gefangener über eine fünf Meter hohe, mit NATO-Draht gesicherte Mauer aus der Abschiebehaft Büren ausgebrochen. Die Suche nach dem Sterben läuft.

Gegen 8:50 Uhr führte ein Mitarbeiter der JVA Stöckerbusch den 31-jährigen über das Gelände zum Krankenrevier. „Ein ganz normaler Vorgang“, weiß Franz-Josef Schumacher, stellvertretender Leiter der Anstalt.

Dass der Häftling diese Gelegenheit nutzte und seinem Aufpasser weglief, ist zwar nicht alltäglich. „Doch auch das ist noch einkalkuliert“, so Schumacher. Denn normalerweise ist ein Entkommen über die mit NATO-Draht gesicherten Mauern kaum möglich. Vor etwa zehn Jahren gelang zum letzten Mal einem Gefangenen die Flucht aus der JVA Stöckerbusch. Doch der Serbe, der seit zehn Tagen in Büren auf seine Abschiebung wartete, schaffte das scheinbar Unmögliche. Über ein etwas niedrigeres Tor gelang er in den neuen Anstaltsbereich. Dort kletterte er auf das Flachdach einer Arbeitshalle, von dort auf eine Zwischenmauer und weiter auf eine Außenmauer, die mit Sperrdraht gesichert war.

Doch auch davon ließ sich der Flüchtling nicht abschrecken. Er überwand den Draht und sprang auf der anderen Seite in die Freiheit des Haarener Waldes. Offenbar verletzte er sich bei seiner Flucht.

Einen gefährlichen oder gewaltbereiten Eindruck habe der Gefangene während seines Aufenthalts in der JVA Büren nicht gemacht so die Einschätzung von Franz-Josef Schumacher. Allerdings habe das JVA-Personal den Mann, der erst vor zehn Tagen nach Büren kam, noch nicht sehr gut kennenlernen können. Der 31-jährige, der vor zehn Jahren nach Deutschland kam, wurde in Heinsberg festgenommen und wartete - ebenso wie zurzeit etwa 170 Gefangene - in Büren auf seine Abschiebung. Familie habe er in Deutschland nicht gehabt.

Der Flüchtige, der die deutsche Sprache beherrscht, ist 1,86 Meter groß und schlank, hat braune, volle Haare und braune Augen. Links trägt er einen Ohrring. Er war bekleidet mit einer blauen Jeans und einem blauen Sweatshirt.

Bei der Suchaktion im Haarener Wald wurden neben mehreren Streifenwagen auch ein Polizeihubschrauber und ein Spürhund eingesetzt. Das Tier konnte die Fährte des entflohenen bis Hegensdorf verfolgen. Hinweise auf den Entflohenen nimmt die Polizei unter der Rufnummer 05251/3060 entgegen.

Verantwortliche der JVA Büren und der zuständigen Landesbehörden prüfen nun, ob und wie die Sicherheitsmaßnahmen verstärkt werden müssen.

Franz-Josef Schumacher, stellvertretender Leiter der JVA Stöckerbusch bei Büren, zeigt die Stelle, an der am gestrigen Morgen ein Häftling die 6 Meter hohe mit NATO-Draht gesicherte Außenmauer überkletterte. Die Fahndung nach dem 31-jährigen Kosovo-Albaner läuft.