27.02.2007

Im Niemandsland zwischen Behörden

Gestern Abend glückliches Ende einer Odyssee für 17-jährigen Flüchtling aus Indien

Von Karl Finke

Büren/Paderborn. In der Stadt Aachen hat der Bürener Verein Hilfe für Menschen in Abschiebehaft im vergangenen Jahr den bekannten Aachener Friedenspreis eines privaten Vereins verliehen bekommen. Das dortige Ausländeramt in der Stadtverwaltung schob einen Minderjährigen Flüchtling fälschlicherweise in die Abschiebehaftanstalt Büren ab, wollte ihn offenbar loswerden.

Seit rund zwei Jahren in Europa versteckt

Gestern Abend wurde die Odyssee des jungen Mannes dann beendet: Das Ausländeramt der Stadt Aachen erklärte sich nun doch für zuständig und will sich um eine Unterkunft für ihn kümmern, so eine Sprecherin der Stadtverwaltung.

Dass der 17-jährige Inder noch nicht kriminell geworden ist, erscheint Frank Gockel wie ein Wunder. Seit rund zwei Jahren versteckt sich der Flüchtling in Europa. Ende Januar an der belgischen Grenze traf die Polizei den jungen Mann im Zug ohne Pass an. „Anstatt das Jugendamt einzuschalten und den Jugendlichen in einem Kinderheim unterzubringen, beantragte die Behörde Abschiebehaft“, erklärt Gockel. Ehrenamtlich betreut er den Betroffenen als Vorsitzender des Bürener Vereins, arbeitet beruflich inzwischen als Flüchtlingsberater für die Flüchtlingshilfe Lippe und den Arbeitskreis Asyl in Bielefeld.

Gockel legte Beschwerde gegen die Inhaftierung des Minderjährigen ein, durfte den jungen Mann aus der JVA Büren abholen, und das Jugendamt des Kreises Paderborn genehmigte die Unterbringung im Paderborner Vincenzhaus. In Paderborn lehnte das Ausländeramt der Stadt dagegen die Bearbeitung des Antrags auf Duldung ab. In Aachen wollte die Ausländerbehörde der Stadt zwar die Zuständigkeit wieder übernehmen, doch das Jugendamt der Stadt erklärte sich für die Unterbringung des Minderjährigen nicht zuständig.

Gestern Nachmittag drohte jedoch das weitere Verfahren noch einmal daran zu scheitern, dass der Kreis Paderborn in Sachen schriftlicher Stellungnahme für die endgültige Umverteilung einen Rückzieher machte.

Nicht der einzige Fall

In der Abschiebehaftanstalt (JVA) Büren sind auch immer wieder einzelne Minderjährige eingeschlossen. Zurzeit befinden sich dort ein 16-jähriger und ein 17-jähriger Flüchtling in Haft.

Im Falle eines jungen Nigerianers hat dessen Vormund Frank Gockel jetzt den Petitionsausschuss des Landtages angerufen. „Der Junge hat eine panische Angst davor, nach Köln zurückzukehren“, erklärt Gockel. Weiteren Kontakt habe er zu einem Jugendlichen Flüchtling, der in einem Bielefelder Heim vor die Tür gesetzt werde.

In der JVA Büren bleiben Inder (zurzeit zehn) oft sehr lange in Haft, weil Pass-Ersatzpapiere schwer zu bekommen sind. Nach sechs Monaten Haft, so Gockel würden in der oft wieder geduldet. (fin)

Frank Gockel: Im Einsatz für den Minderjährigen.