19.01.2007

Häftlinge nicht stigmatisieren

Integrationsbeauftragter absolvierte Antrittsbesuch in der JVA Büren

Von Heinz-Peter Manuel 

Büren (WV). Aus Sicht der Abschiebehäftlinge habe er ein klares Interesse daran, dass die derzeit knapp 200 Insassen der JVA Büren künftig nicht mit Straftätern in Berührung kämen. Das sagte gestern der Integrationsbeauftragte der Landesregierung, Thomas Kufen, bei seinem Antrittsbesuch in Büren.

Von JVA-Leiter Volker Strohmeyer hatte er sich zuvor die Hafthäuser, die Freizeitmöglichkeiten und den vor einigen Wochen erst im Betrieb genommen Arbeitsbereich in Stöckerbusch angesehen. Das Gefühl, in einem Gefängnis zu sein, lasse sich angesichts so vieler verschlossener Türen zwar nicht beiseite schieben, doch habe er sich davon überzeugt, dass die Leitung und die Mitarbeiter vor Ort alles täten, um den Menschen aus zahlreichen Nationen ihren durchschnittlich 47 Tage dauernden Aufenthalt hinter Gittern so menschenwürdig wie eben möglich zu gestalten.

Kufen, der von 2000 bis 2005 Landtagsabgeordneter der CDU war, schaut allerdings mit etwas Sorge auf die künftigen Aufgaben der JVA. Denn nach den gewalttätigen vor Vorkommunissen in der JVA Siegburg beschloss das Justizministerium, künftig auch Strafgefangene in Büren unterzubringen. Sobald das Hafthaus, in dem bis vor kurzem der Arbeitsbereich untergebracht war, renoviert und bezugsfertig ist, sollen dort Abschiebehäftlinge untergebracht werden. Das dann frei werdende Hafthaus soll mit bis zu 150 erwachsenen Männern belegt werden, die eine bis zu dreimonatige Freiheitsstrafe oder Ersatzstrafe (zum Beispiel Führerscheindelikte) antreten müssen.

„Es muss organisatorisch dafür gesorgt werden, dass die beiden Bereiche deutlich voneinander getrennt werden“, sorgt sich Kufen um die Abschiebehäftlinge. Denn nur rund zwölf Prozent von ihnen sind kriminell. Die anderen dürfen durch den Kontakt mit Straftätern nicht stigmatisiert werden. „Sie brauchen nach der Ausweisung eine Startchance in ihren Herkunftsländern“, begründete er sein Engagement.

Auf der anderen Seite sichere die zusätzliche Belegung auch langfristig den Bestand der JVA Büren. Denn die Tendenz bei den Abschiebehäftlingen sei rückläufig. Im vergangenen Jahr seien die beiden Hafthäuser mit durchschnittlich 260 Personen belegt gewesen. In Spitzenzeiten beherbergte die JVA nahezu 500 Menschen.

Kufen lobte die Bemühungen der JVA-Mitarbeiter und auch der Betreuungsvereine, das Klima innerhalb der dicken Mauern so zu gestalten, dass die Menschen dort möglichst gewaltfrei zusammenleben. 2006 gab es einen Vorfall.

 

Seinen ersten Besuch in der einzigen Abschiebehaftanstalt des Landes NRW absolvierte gestern der Integrationsbeauftragte der Landesregierung, Thomas Kufen (hinten l.). Von JVA-Leiter Volker Strohmeyer (hinten Mitte), von den Leitern der beiden belegten Hafthäuser, Sonja Harlach (vorn Mitte) und Franz-Josef Schumacher (hinten r.) sowie dem stellvertretenden Vorsitzenden des Gefängnisbeirates Gisela Münster (vorne r.) ließen er und seine Mitarbeiterin Isil Ceylan (vorn l.) Sich die Anstalt zeigen und die Abläufe erklären. Foto: Manuel