19.01.2007

Perspektive in der Haft

Integrationsbeauftragter lobt Einsatz der Mitarbeiter für Abschiebehäftlinge

Von Karl Finke

Büren. „Ein Stück Beklemmung“ empfand Thomas Kufen schon, als er gestern die Abschiebehaftanstalt Büren besuchte. Der Integrationsbeauftragte der Landesregierung hatte bis dahin nur Randbereiche des regulären Strafvollzugs erlebt.

„Es ist und bleibt eine Haftanstalt“, mochte der Stabsmitarbeiter des Familienministeriums die Inhaftierung der Flüchtlinge in Büren trotz „sehr positiven Eindrucks“ nicht herunterspielen. Kufens normale Kontakte sind die zu den zentralen Ausländerbehörden, wo Bleiberechte oder Abschiebung umgesetzt werden. „Ich übernehme aber eine Vermittlungsfunktion für alle Zuwanderer“, erläuterte der frühere CDU-Landtagsabgeordnete (2000-2005). Nach einem Besuch des Bürener Anstaltsbeirats in Düsseldorf sei dies eine Art Rückspiel mit dem Gremium, das unter Vorsitz von Werner Paaßen (Salzkotten) und seiner Vertreterin Gisela Münster (Büren) zwischen JVA-Mitarbeitern und Gefangenen vermitteln will.

Einzelne Übergriffe verzeichnet

Er habe „ein durchwegs sehr positives Bild gewonnen, was das Klima anbetrifft“, bilanzierte Kufen. Er lobte „die interkulturelle Kompetenz der Mitarbeiter“. Der Weg der Häftlinge führe zurück in ihre jeweilige Heimat. Da gelte es, „die Zeit hier menschenwürdig zu gestalten“. Kufen sagte in Bezug auf den Einsatz der Mitarbeiter weiter wörtlich: „Sie tun hier mehr als ihre Pflicht.“

Gewalt, wie sie zuletzt aus dem regulären Strafvollzug öffentlich geworden ist, scheint in der Bürener  Abschiebehaftanstalt kein Problem zu sein. Im vergangenen Jahr habe es einen einzigen Übergriff von einem Gefangenen gegenüber einem JVA-Mitarbeiter gegeben, so Anstaltsleiter Volker Strohmeyer: „Er hat ihm ins Gesicht geschlagen.“ Kufen sagte dazu: „Diese Häftlinge dürfen nicht mit dem Makel der Kriminalisierung in ihrer Heimat zurückkehren, sondern müssen die Perspektive haben, ein neues Leben aufzubauen.“

Etwa zwölf Prozent der zurzeit knapp 200 Inhaftierten in Büren sind vorbestraft. Im vergangenen Jahr betrug die durchschnittliche Belegung noch 260 Personen, die hier im Schnitt 47 Tage inhaftiert waren. Sie werden zurzeit von 170 Mitarbeitern nicht nur bewacht. Sechs Vollzeitkräfte arbeiten in der Betreuung. „Wir begleiten die Menschen hier mit ihren Sorgen und Nöten“, sagte Franz-Joseph Schumacher, der für ein Hafthaus verantwortlich ist. Seit einem Jahr wird der private Sicherheitsdienst von der „Kieler Wach- und Sicherheitsgesellschaft“ gestellt.                   > 2.Kreisseite

Guten Eindruck gewonnen: Thomas Kufen (l.), Integrationsbeauftragter der Landesregierung, ließ sich beim Gang durch die Abschiebehaftanstalt von Leiter Volker Strohmeyer auch die Hafthäuser zeigen. Haus 1 (hinten) soll für den regulären Strafvollzug umgebaut werden. Foto: Finke