19.01.2024

30 Jahre Abschiebehaft Büren

Büren – Im Januar 1994 wurden zum ersten Mal in Büren Menschen allein zum Zwecke der Abschiebung inhaftiert. Büren ist seitdem ein Synonym für die unmenschliche Abschiebepraxis der Bundesrepublik geworden. Aus diesem Anlass findet am 27.1.2024 um 12:00 Uhr eine Mahnwache vor dem Tor des Gefängnisses unter dem Motto „Für ein Leben in Freiheit – Abschiebehaft abschaffen!“ statt.

Im Januar 1994 wurde erstmalig die ehemalige Nato-Kaserne im Bürener Wald genutzt, um Menschen einzusperren, die nicht als Strafe, sondern allein zum Zweck der Abschiebung inhaftiert wurden. Seitdem sind dort mehrere zehntausend Menschen inhaftiert worden, nur um sie einfacher außer Landes zu bringen.  Seit der Gründung im Mai 1994 besuchen Betreuer*innen des Vereins Hilfe für Menschen in Abschiebehaft Büren regelmäßig die Inhaftierten.

„Wir sind immer wieder erschüttert über das große Unrecht und Leid in der Abschiebehaft“, so Frank Gockel, Pressesprecher des Vereins Hilfe für Menschen in Abschiebehaft Büren. „50% der Inhaftierten, die wir begleitet haben, wurden nachweisbar zu Unrecht inhaftiert. Haft macht krank: Viele Menschen sind verzweifelt, haben Angst vor der Abschiebung und verstehen nicht, warum sie überhaupt im Gefängnis sind.“ Nach Gockels Aussagen erlebt der Verein immer wieder, dass die Haft zu massiven Gesundheitsproblemen führt und dass Betroffene wegen der Erlebnisse vor und während der Inhaftierung psychisch krank und angeschlagen aus der Haft entlassen werden. Da in Büren keiner wegen einer Straftat inhaftiert ist, ist es aus Sicht des Vereins unverständlich, warum die Haftbedingungen teilweise sogar schärfer als in Strafhaft sind.

Es ist unbekannt, wie viele Menschen hinter den Mauern der Abschiebehaft Büren in den letzten 30 Jahren ihr Leben lassen mussten. Dem Verein sind mindestens fünf Todesfälle bekannt, eine offizielle Statistik gibt es nicht. Zudem wird keine Statistik darüber geführt, wie viele Menschen Suizidversuche und Selbstverletzungen unternommen haben.

Der Verein kritisiert das überzogene Sanktionssystem in der Abschiebehaft Büren. Fesselungen, Fixierungen, Schlafentzug durch 15-minütige Lebendkontrollen, Isolationshaft und Unterbringung in besonders gesicherten Hafträumen kommen in Büren regelmäßig vor. „Gerade vulnerable Personengruppen und kranke Menschen fallen diesen Maßnahmen zum Opfer – Menschen, die zum Teil direkt aus der Psychiatrie inhaftiert wurden oder die in ausländischen Gefängnissen gefoltert wurden. Statt diese Menschen in ihrer verzweifelten Situation helfend zu unterstützen, werden Sie gerade dadurch traumatisiert.“, so Gockel.

Der Verein setzt sich für die Rechte der Inhaftierten ein und lehnt Abschiebehaft generell ab. „Wer wie wir seit 30 Jahren die Missstände in der Abschiebehaft sieht, muss feststellen, dass Abschiebehaft systematisch die Grundrechte und die Würde der Menschen verletzt. Abschiebehaft gehört abgeschafft!“, resümiert Gockel. 

Der Verein Hilfe für Menschen in Abschiebehaft Büren lädt zu einer Mahnwache unter dem Motto „Für ein Leben in Freiheit – Abschiebehaft abschaffen!“  am 27.01. 2024 um 12:00 Uhr vor den Toren der Abschiebehaft Büren, Stöckerbusch 1, ein. Er erinnert damit an das viele Unrecht, was die Inhaftierten hinter den Gefängnismauern erleben mussten und weiterhin erleben.