„Hilfe für Menschen in Abschiebehaft Büren“ bekommt morgen den Friedenspreis

Von Jutta Steinmetz

 

Kreis Paderborn/Büren. Wenn sich morgen der Beginn des Zweiten Weltkrieges zum 60. Mal jährt, wird der Verein „Hilfe für Menschen in Abschiebehaft Büren“ mit dem Aachener Friedenspreis geehrt. Seit am 8. Mai       kundgetan wurde, dass die renommierte Auszeichnung den 50 wackeren Frauen und Männern zuteilwird, die sich seit 1994 um mehr als 10.000 Abschiebehäftlinge gekümmert haben, hat sich für den Verein bereits eine  ganze Menge verändert - positiv, aber auch negativ.                                                                                                                                                                                                                                                „Wir sind mehr in die mediale Öffentlichkeit gerückt“, berichtet der Vorsitzende Frank Gockel. „Und das ist wichtig, damit eines Tages der Traum wahr wird, dass der Gesetzgeber auf Abschiebehaft verzichtet.“ Immer wieder müsse klargemacht werden, dass in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Stöckerbusch keine Straftäter eingesperrt sind, sondern Menschen für den Verwaltungsakt der Abschiebung verfügbar gehalten werden.

Ein Laudator, der hinter Mauern blickt

Auch wenn sich der Bürener Verein nun in vielen großen Zeitungen und Zeitschriften von der Frankfurter Rundschau und der Süddeutschen Zeitung über die Welt und der taz bis hin zum Stern wiederfand -             mindestens genauso freuen sich Gockel und seine Mitstreiter jedoch darüber, dass ihr Verein in direkter Konsequenz Zuwachs erhalten hat. Zwei Frauen und zwei Männer aus Brilon und Paderborn wollen nun selbst auch in die JVA gehen, den inhaftierten Männern Hilfe leisten und Sprachrohr sein - wie es 14 aktive Mitglieder des Vereins schon seit Jahren tun. „Da begeistert und sehr.“

Traurig macht Frank Gockel aber die Tatsache, dass der Verein wie auch er selbst in den Fokus rechts-gesinnter Medien gerieten. So schrieb die Wochenzeitung Junge Freiheit, die vor einiger Zeit im Visier des        Verfassungsschutzes war, unmittelbar nach Bekanntgabe des diesjährigen Aachener Friedenspreis-Trägers in ihrer Ausgabe vom 12. Mai unter anderem die diffamierende Bemerkung: „Für Frank Gockel gehört Gewalt offensichtlich zum politischen Geschäft.“

Nun ist der 34-jährige gebürtiger Rüthener nach eigenen Aussagen schon so manche Anfeindungen gewohnt. Dass er aber just dieses Zitat aus der Jungen Freiheit, die von Extremismusforschern, Politikern und Verfassungsschützern als antidemokratisch und fremdenfeindlich eingestuft wird, völlig unhinterfragt in der Gewerkschaftszeitung des „Bundes der Strafvollzugsbediensteten Deutschland“ lesen musste, findet er „bedauerlich“. Die Gewerkschaft werde schließlich vom Land Nordrhein-Westfalen unterstützt, wundert sich Frank Gockel.

Nichts geändert habe sich hingegen in der JVA Stöckerbusch. „Dort ist alles beim Alten“, sagt Gockel. In Sachen Aachener Friedenspreis halte sich die Gefängnisleitung, die dem Verein nicht persönlich, sondern nur über die Medien Glückwünsche übermittelte, nach wie vor bedeckt. „Es gibt aber auch Mitarbeiter, die persönlich gratuliert haben“, betont der Vereinsvorsitzende.

Auf den Laudator freut sich Gockel, der mit 25 Vereinsmitgliedern nach Aachen in die Aula Carolina reisen wird, übrigens ganz besonders. Handelt es sich doch um Günter Wallraff. „Ich freue mich darauf ihn kennen zu lernen“, sagt Gockel. Wallraff blickte ja schließlich immerhin hinter Mauern und Kulissen. Und das ist etwas, was wir in Büren auch versuchen.“

 

Preiswürdig: Seit 1994 engagiert sich der Verein „Hilfe für Menschen in Abschiebehaft Büren“ um den Vorsitzenden Frank Gockel für die Menschen, die hinter den Gittern der Just Stöckerbösch auf ihre Abschiebung warten müssen. Foto: Frank Loose