08.04.2004

Träume von Gerechtigkeit

Junge JVA-Häftlinge und Bielefelder Kunstschüler malen ihre Zukunftsvorstellungen

Büren (gs). Für die Schüler der Kunstsparte der Musik- und Kunstschule Bielefeld war es ein ganz besonderes Projekt: Zusammen mit den Insassen der Jugendabteilung der Abschiebehaftanstalt Büren malten sie Bilder über die Vorstellung von Zukunftsideen von Jugendlichen.

Der Anstoß für die Zusammenarbeit liegt laut Susanne Schmidt-Minuth, die das Projekt betreut, schon zwei Jahre zurück: Damals hatten Jugendliche der Kunstschule unter dem Thema „Menschenbilder“ lebensgroße Ganzkörperformate erstellt und damit den Jugendkulturpreis NRW gewonnen.

Die Ausstellungen der Werke stießen jedoch nicht nur auf Zuspruch: Bewohner eines Altenheims lehnten die Bilder, die Menschen unterschiedlichster Nationalitäten zeigten, kategorisch ab und versuchten sie von den Wänden zu nehmen. „Diese Erfahrung erschütterte uns“, so Schmidt-Minuth, „und so beschloss eine neue Gruppe diesem Projekt noch mehr Substanz zu geben.“

Über ihren Mann Burghart Schmidt, der als Fahrer in der JVA Büren die Insassen seelsorgerische betreut, entstand der Kontakt zu den Jugendlichen in der Abschiebehaft. Es sei mutig, dass die Jugendlichen sich in einer solchen Situation bereit erklärt hätten, daran teilzunehmen, sagt die Kunstpädagogin. Viele hätten, „obwohl sie noch nie einen Stift oder einen Pinsel in der Hand hatten, mitgemacht“, zeigt sich Schmidt Minuth begeistert. An dem Projekt haben insgesamt 22 Schüler mitgewirkt und rund 50 Häftlinge, von denen jedoch viele inzwischen nicht mehr in der Anstalt sind.

In den 40 Bildern zeigen sich die Träume der Jugendlichen von Freiheit, Sklaverei und Unsicherheit, von Liebe, Hoffnung und Frieden oder Gerechtigkeit.

„Die Bilder beider Gruppen liegen sehr eng beieinander“, betont Schmidt-Minuthh. Man habe nur schwer auseinanderhalten können, welche Bilder von Insassen und welche von den Schülern erstellt worden seinen. Jedoch käme der „Wunsch nach Frieden stärker aus dem Haus“, was selbstverständlich sei, erklärte die verantwortliche Lehrerin.

Die Bilder sollen ebenfalls der Jury des Jugendkulturpreises vorgestellt werden und anschließend in einer Wanderausstellung zu sehen sein.

 

Zu gemeinsamen Thema gemalt: Schüler der Bielefelder Kunstschule und junge Flüchtlinge, die in der Abschiebehaftanstalt Büren eingeschlossen sind. Foto: Gregor Schüth