31.08.1999

19-jährige Afrikaner in Arrestzelle erstickt

Nach Schlägerei-Strafe in JVA-Haftraum Feuer entfacht/                                          Wiederbelebungsversuche durch Anstaltsarzt

Von Karl Finke

Büren. Der junge Afrikaner Raschid Sbaai, 19 oder 20 Jahre alt, hat Montagmorgen in einem Arrestraum der JVA Büren seine Kleidung angezündet und ist an Rauchvergiftung und Verbrennungen gestorben. Reanimations-Bemühungen des Anstaltsarztes blieben ohne Erfolg.

Der junge Mann, dessen Identität als Algerier oder Marokkaner noch nicht geklärt war, wurde am Montagmorgen gegen 9:30 Uhr in den Einzelhaft-Raum verlegt. Er hatte am Freitag beim Fußballspiel auf dem Hof “eine Schlägerei angezettelt“, begründete Anstaltsleiter Peter Möller die Strafe. Die     8,5 qm große Zelle mit einem ein Quadratmeter großen nicht zu öffnenden Fenster werde in der Regel “ungefähr stündlich“ kontrolliert. Der Gefangene habe den Lichtruf-Melder nicht betätigt.

Gegen 11:15 Uhr bemerkte Wachpersonal den Rauch und zog den Gefangenen aus der Zelle. Die Aufsichtskräfte mussten sich Möller zufolge aufgrund der Rauch-Einatmung ins Bürener Krankenhaus begeben. Drei Feuerwehr-Fahrzeuge seien mit schwerem Gerät ausgerückt. Anstaltsarzt                   Dr. Wächter vom betriebsmedizinischen Dienst - sonst auch in Detmold und Herford tätig - befand sich zum Zeitpunkt vor Ort. Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizei nahmen schon gegen Mittag die Ermittlungen auf.

Der junge Moslem war im März in Abschiebehaft gekommen und nach Büren gebracht worden. Seit Februar 98 hatte er die Pflicht zur Ausreise, nachdem er - so Möller - “ durch kriminelle Tätigkeiten aufgefallen“ war. Wegen kleiner Delikte verbüßte er von September 98 an eine Haftstrafe in der JVA Iserlohn und sei auch dort “durch Ruppigkeiten aufgefallen“. Zwischenzeitlich lebte er in der Asylunterkunft in Belecke. Den Gefangenen habe in der JVA Büren auch ein Mitarbeiter des Vereins Hilfe für Menschen Abschiebehaft “ins Gebet genommen“.

Möller interpretierte die tödliche Tat des Häftlings gegenüber der NW als "Trotz-Reaktion“. Eine Suizid-Gefährdung des Betroffenen sei nicht zu erkennen gewesen. In der Arrest-Zelle mit Bett, Tisch, Stuhl und WC dürfen die Gefangenen kein Feuerzeug mitnehmen. Der Anstalts-Chef hielt es für möglich, dass der junge Mann das von ihm entfacht Feuer nicht mehr unter Kontrolle bekam.

Vereins-Sprecher Frank Gockel hat für heute 17:00 Uhr eine Mahnwache wahrscheinlich vor dem Tor der JVA angemeldet. Ihm zufolge gibt es in der Abschiebehaftanstalt “jedes Jahr viele Suizid-versuchen“. - Vor Jahresfrist verzeichnete die Anstalt ihren ersten Todesfall, als ein psychisch gestörter Häftling einen anderen tötete.