10.10.1995

Wie ein roter Faden

Betrifft: „Abschiebung in letzter Minute verhindert“ in der NW vom 29. September.

Wer den erschütternden Bericht über die versuchte Abschiebung von Ijaz A. trotz deutscher Ehefrau und gemeinsam Kind gelesen hat, könnte meinen, dass dies ein Einzelfall in der Verwaltung ist.

Das unmenschliche und unchristliche Verhalten zieht sich wie ein roter Faden durch die Stadtverwaltung bis zum Büro des „Stadtdirektors“ Herrn Schmeken. Leider sind die gewählten Vertreter der Bevölkerung (bis auf seltene Ausnahmen) nicht gewillt, noch in der Lage, die Arbeit der Verwaltung zu kontrollieren.

Am 25 März 1992 habe ich Herrn Schmeken besucht und ihn auf ein krasses Fehlverhalten des Jugendamtes und ein Gespräch mit Herrn Slawig hingewiesen. Sein Interesse war gleich Null, denn:

Im Dezember 1991 wurde vom Jugendamt ein zweijähriges Kind an eine Paderborner Familie vermittelt. Wie das Jugendamt von Anfang an wusste, war das Kind durch eine vorgeburtliche Schädigung geistig behindert. Die Diagnose: Ein hoffnungsloser Fall, nicht sozialisierungsfähig, niemals familiär zu integrieren. Nachdem unter großen Schwierigkeiten endlich ein Heimplatz gefunden wurde, meldete sich prompt die Stadt Paderborn: Sie, die das gestörte Kind zur Adoption freigegeben hatte, verlangte nun von den Adoptiveltern die Heimunterbringungskosten.

Wegen Amtspflichtverletzung wurde die Stadt Paderborn rechtskräftig vom Landgericht (1991) und vom Oberlandesgericht Hamm (1992) zum Schadensersatz und zur Übernahme sämtlicher Pflegekosten verurteilt. Das Leid, dass der betroffenen Familie von Herrn Johannes Slawig und Herrn Schmeken, angetan worden ist, kann in diesem Leben nicht wieder gut gemacht werden.

Matthias Klama, Marienlohr Straße 54, 33104 Paderborn-Schloss Neuhaus