25.08.1995

Loch in Wand gebohrt, mit Bohlen über Mauer

30-jähriger Ukrainer „türmte“ aus der JVA

Büren (fin). Zum ersten Mal ist es einem Abschiebehäftling der JVA gelungen, unbemerkt von den Sicherungskräften zu „türmen“. In der vergangenen Nacht schlüpfte ein 30-jähriger Ukrainer durch ein wochenlang vorgebohrtes Loch in der Außenwand seines Zimmers und überwand anschließend mit langen Bohlen von der Baustelle auch die Außenmauer.

Wie JVA-Leiter Peter Möller gestern in seinem Haus rekonstruierte, muss die Flucht zwischen Mitternacht und 1:30 Uhr gelungen sein. „Ein Posten kreist zwar um die Haft größer“, beschrieb er das Wachsystem, „doch der Ukrainer hat wohl einen günstigen Augenblick abgewartet.“ Zwei weitere Häftlinge, ein Moldavier und ein Georgier, wollten von der Flucht nichts mitbekommen haben, weil sie geschlafen hätten.

Der flüchtige Ukrainer hat offenbar mit den Eisen seines Bettgestell Fugen des Mauerwerks im Erdgeschoss des Hauses III langsam ausgekratzt. Damit das Wachpersonal das „Werk“ nicht entdecken konnte, schmierte er die Ritzen mit Zahnpasta immer wieder zu. Schließlich kroch der Flüchtling durch ein Loch in der „Größe“ von „nur vier Backsteinen“, so Möller: „etwa 30 × 40 cm.“ Seitdem wurde der Mann nicht mehr gesehen.

Der von seiner Statur her kleine und „drahtige“ Ukrainer kam erst am 7. August in die Bürener Haftanstalt. Seine Abschiebung sollte in den kommenden drei Monaten geregelt werden, hätte aber jederzeit vonstatten gehen können.