31.07.1995

Abschiebeprotest zur Prozession

Demonstrative Aktion von etwa 20 Personen/Großes Sicherheitsaufgebot

Von Karl Finke

Büren. Eine Gruppe von etwa 20 Personen, deren Autokennzeichen aus dem Ruhrgebiet stammen, protestierte am Sonntagmorgen mit Flugblättern gegen die Abschiebehaft auch in der Justizvollzugsanstalt „Stöckerbusch“. Nahe der JVA im Haarener Wald verteilten sie zwei Flugblätter zunächst an die Teilnehmer der Hegenndorfer Prozession zu den drei Kreuzen. Wenig später traten die Protestler noch einmal kurz auf dem Bürener Markt auf.

Die Polizei hatte sich mit einem großen Sicherheitsaufgebot auf eine größere Zahl von Demonstranten vorbereitet. Hinweise aus dem Ruhrgebiet ließen eine unangemeldete Demonstration der sogenannten „autonomen Szene“ möglich erscheinen. Mehrere Hundertschaften Beamte in Uniform und Zivilkleidung befand sich im Haarener Wald und auf den Zufahrtswegen in Einsatzbereitschaft. Vor der Abschiebehaftanstalt fuhren die Hegensdorfer Prozessionsteilnehmer an Absperrungen für über hundert Personen vorbei.

An den drei Kreuzen in zwei Kilometer Entfernung von der JVA legten die friedlichen Demonstranten bereits vor Beginn des Gottesdienstes ihre Flugblätter auf Bänke und Altar. Während Polizeibeamte beobachteten, dass Gottesdienstteilnehmer die Protesttexte nicht annahmen, nahm Pastor Hermann Arens war, wie die gedruckten Blätter später doch gelesen wurden.

Der Hegensdorfer Geistliche war bereits am Mittwochabend von OKD Dr. Rudolf Wansleben auf eine eventuelle Protestkundgebung während der traditionsreichen Prozession aufmerksam gemacht worden. Bei seiner Einleitung zum Gottesdienst begrüßte er unter den rund 250 Besuchern auch die Polizisten und die nicht auffällig gekleideten Flugblattverteiler. In seiner Predigt streifte der Pastor die Flüchtlingspolitik. Im Namen der Gemeinde ließ er spüren, so Arens am Telefon gegenüber der NW, dass man „nicht an der Not anderer vorbeileben“ könne.

Weder der Pastor noch die Polizei notierten irgendwelche Störungen. Polizeisprecher Kortebusch wie Arens schrieben diese Tatsache auch der starken Präsenz der Einsatzkräfte zugute. Nach deren Beobachtungen machten sich die angereisten Protestler bereits mittags wieder auf den Heimweg.