22.03.1995

Neun Verletzte bei Brandstiftung

Artenschutzgeräte für Gefängnispersonal

Von Christian Althoff

Büren (WB). Das nordrhein-westfälische Justizministerium prüft, ob es für die Vollzugsbeamten in den Haftanstalten schwere Atemschutzgeräte anschafft. „Das ist nicht billig, aber möglicherweise lebensrettend“, sagte gestern Friedhelm Steuernagel, stellvertretender Leiter des Justizvollzugsamtes in Hamm. Hintergrund der Überlegungen ist das Feuer in der Abschiebehaftanstalt Büren (Kreis Paderborn), bei dem in der Nacht zum Dienstag neun Menschen verletzt worden waren.

Häftlinge hatten Montagabend gegen 21:15 Uhr in einer Zelle Matratzen und Schranktüren gestapelt und angezündet. Die drei Zellenbewohner, zwei Libanesen und ein Iraner, erlitten dabei Rauchvergiftungen, ebenso ein Pakistani in einem gegenüberliegenden Haftraum.

Fünf Wachleute des privaten Sicherheitsunternehmens „Kötter“, die gemeinsam mit Vollzugsbeamten unter Gefährdung ihres eigenen Lebens die Häftlinge aus der brennenden Zelle in Sicherheit brachten, mussten ebenfalls mit leichten Rauchvergiftungen in Krankenhäuser gebracht werden. Während die verletzten Häftlinge ins Justizkrankenhaus Fröndenberg (Sauerland) verlegt wurden, konnten die Wachmänner gestern aus den Kliniken entlassen werden.

Die Feuerwehrmänner aus Büren wurden bei ihrem Eintreffen von Häftlingen beschimpft und durch die Fenstergitter hindurch mit Gegenständen beworfen. Der Einsatzleiter: „Wir konnten erst mit den Löscharbeiten beginnen, als uns etwa 30 Polizeibeamte vor den wütenden Häftlingen schützen.“

Der „Bund der Strafvollzugsbediensteten Deutschland“ (BSBD) hat unterdessen erneut eine psychosoziale Betreuung der Abschiebehäftlingen angemahnt. Der stellvertretende Landesvorsitzende Friedhelm Sanker aus Herford: „Die Haftbedingungen für die abgelehnten Asylbewerber, die ja in der Regel keine Straftäter sind, sind deutlich schlechter als bei gewöhnlichen Gefangenen. Sie müssen oft 23 Stunden am Tag in ihrer Zelle verbringen, und dass in Einzelfällen länger als ein Jahr.“ Solange sich dies nicht ändere, müsse mit weiteren Revolten gerechnet werden.