22.03.1995

Mit Rauchvergiftungen ins Krankenhaus gebracht

Erneut Unruhen in der JVA Büren

Von Heinz-Peter Manuel

Büren (WV). In der Abschiebehaftanstalt Büren hat es am späten Montagabend erneut Unruhen unter den Gefangenen gegeben. In einer Zelle mit drei Insassen ist nach Angaben von Anstaltsleitung und Staatsanwaltschaft Paderborn ein Feuer ausgebrochen. Durch die starke Rauchentwicklung wurden die drei Männer und weitere Gefangene verletzt. Auch ein Mitarbeiter der Wachmannschaft zog sich starke Rauchvergiftung zu und musste ins Salzkottener Krankenhaus gebracht werden. Während ein Libanese sogar auf der Intensivstation behandelt wurde (inzwischen besteht keine Lebensgefahr mehr), wurden die übrigen Gefangenen zum JVA-Krankenhaus Fröndenberg gebracht. Den genauen Grund für den Brand konnten die Ermittlungsbehörden gestern noch nicht nennen. Die Anstaltsleitung geht davon aus, dass die Gefangenen den Brand gelegt haben, um Druck auf die Behörden auszuüben.

Gegen 21:20 Uhr bemerkte eine Außenstreife plötzlich Rauch aus einem Fenster im zweiten Obergeschoss des „Hafthauses 3“. In der von einem Iraner und zwei staatenlosen Kurden aus dem Libanon bewohnten Raum brannten Matratzen und andere Gegenstände. Sofort wurden die Bewohner der Zelle befreit, gleichzeitig die Feuerwehr alarmiert. Bei der Rettungsaktion erlitten auch Mitarbeiter des Wachdienstes Rauchvergiftungen. Wie Anstaltsleiter Peter Möller auf Anfrage dieser Zeitung mitteilte, gibt es in der JVA nur leichten Atemschutz für die Mitarbeiter, der nicht ausreicht, sich längere Zeit in verqualmten Bereichen aufzuhalten.

Neben der brennenden Zelle evakuierten die Bediensteten auch die Nachbarhafträume, um die Gefahren für die Bewohner möglichst gering zu halten. Etwa 20 Abschiebehäftlinge wurden zunächst ins Freie geführt, später in Freizeiträumen untergebracht. Draußen, so beklagten die rund 25 Männer der über Sirene alarmierten Bürener Feuerwehr, versuchten die Häftlinge, die Löscharbeiten massiv zu behindern. Auch aus Fenstern des Nachbarhauses seien etliche Gegenstände (Tüten, Flaschen, Bretter) auf die Blauröcke geflogen. Erst nach dem Eintreffen starker Polizeikräfte aus dem gesamten Kreisgebiet habe man zum Brandherd vorrücken und ihn innerhalb weniger Minuten löschen können.

Feuerwehr beklagt: Löscharbeiten behindert

Nachdem Polizei und Feuerwehr wieder abgerückt waren, wurden die Häftlinge zunächst in andere Zellen untergebracht. Das war möglich, weil die JVA mit derzeit rund 300 Insassen über genügend Freiraum verfügt. Gestern sollten Sie wieder in ihre üblichen Zellen zurückkehren.

Unterschiedliche Angaben gibt es über die Zahl der Verletzten. Laut Staatsanwaltschaft Paderborn wurden neben den drei Insassen der Zelle mit dem Brandherd drei weitere Gefangene verletzt. JVA-Leiter Möller bezifferte die Zahl auf vier. Neben den beiden Kurden und dem Iraner sei ein völlig unbeteiligter Pakistani aus einer Nachbarzelle ins JVA-Krankenhaus gebracht worden. Neben dem schwer verletzten Mitarbeiter des „Kötter Security“ hätten sich vier weitere Mitarbeiter des Fachpersonals untersuchen lassen, seien aber gestern bereits wieder zum Dienst erschien, so Peter Möller.

Ob das Feuer bewusst gelegt wurde oder fahrlässig entstanden ist, konnte die Staatsanwaltschaft gestern noch nicht mitteilen. Man habe die Gefangenen noch nicht verhören können, hieß es. Auch wisse man nicht, ob eventuell alle drei Insassen beteiligt sind oder vielleicht nur einer für den Brand verantwortlich ist.

Die Bürener Feuerwehr erreichte die JVA innerhalb weniger Minuten. Der gesamte Löschzug rückte mit kompletten Fahrzeugbestand aus (zwei TLF, Drehleiter, LF 16 TS, Vorausrüstwagen). Einsatzleiter Josef Siedhoff ließ zwei Trupps unter schwerem Artenschutz zum Feuer vorrücken.                                       (siehe auch OWL-Seite)