02.09.2006

Aachener Friedenspreis an Verein gegen Abschiebehaft verliehen

Aachen (epd). Der Träger des diesjährigen Aachener Friedenspreises hat die Abschaffung der Abschiebehaft gefordert. Es sei inhuman, Menschen wegzusperren, die keine Straftat verübt hätten und nicht verurteilt worden seien, sagte der Vorsitzende des Vereins „Hilfe für Menschen in Abschiebehaft Büren“, Frank Gockel, am Freitag bei der Entgegennahme der Auszeichnung in Aachen. Der Journalist Günter Wallraff nannte Abschiebegefängnisse „Institution der Unmenschlichkeit“. Auch der Friedenspreis-Vorsitzende Ottmar Steinbicker kritisierte die „immer rigoroser und unmenschlicher werdende Abschiebepolitik“.

Wallraff geißelte die „deutsche Abschiebemaschinerie“ als „menschenunwürdiges System in dem Haft über Freiheit gestellt wird und in dem staatlicher Abschiebewille mehr ist als die politischen und sozialen Rechte von hunderttausenden Migranten und Flüchtlingen“. Seit 1993 sein in Abschiebehaftanstalten 49 Menschen gestorben, weitere 131 hätten sich aus Angst vor drohender Abschiebung umgebracht. „Verzweiflung, Krankheit, Selbstverletzungen, ja Selbstmorde gehören zum Alltag in den Abschiebehaftanstalten“, sagte Wallraff laut Redetext in seiner Laudatio auf den Bürener nach Verein.

Der 1994 gegründete Verein von Abschiebe-Gegnern betreut und berät Flüchtlinge in Büren bei Paderborn einsitzen - dem größten deutschen Abschiebegefängnis mit 560 Plätzen. Bislang wurden etwa 10.000 Menschen begleitet. Der Aachener Friedenspreis wird seit 1988 an Menschen verliehen, die sich an der Basis für Frieden und Völkerverständigung einsetzen. (d 83569/1.9.206)