13.09.2003

Häftlinge fliehen aus Transporter

Viele 1000 Bahnreisende betroffen

Von Christian Althoff

Büren (WB). Drei Häftlinge der Abschiebehaftanstalt Büren (Kreis Paderborn) sind am Freitag auf der Fahrt zum Justizkrankenhaus Fröndenberg geflohen. Während der Fahndung mussten zwei Bahnstrecken gesperrt werden, 35 Züge und tausende von Reisenden waren betroffen. Die Männer wurden gefasst und sitzen wieder im Gefängnis.

Die drei Gefangenen - ein Türke (32), ein Libanese (37) und ein Algerier (29) - waren erst vor wenigen Tagen in die Abschiebehaftanstalt gekommen und sollten routinemäßig zur Aufnahmeuntersuchung ins Justizkrankenhaus nach Fröndenberg gebracht werden.

Bei Unna musste der vergitterte VW Bulli auf der Bundesstraße 1 vor einer roten Ampel stoppen. Franz-Josef Schumacher, Abteilungsleiter in der Haftanstalt Büren: „Die Gefangenen traten die Seitenverkleidung der Schiebetür ein, entriegelten das Schloss von innen und sprangen aus dem Wagen.“

Die Besatzung des Gefangenentransportes, ein Vollzugsbeamter und ein Mitarbeiter des privaten Sicherheitsunternehmens Kötter, alarmierten umgehend die Polizei. Unterstützt von einem Hubschrauber rückten 100 Beamte aus. Oberkommissarin Ute Hellmann: „Da eine Bahntrasse mitten durch unserem Suchgebiet führte, stoppten wir aus Sicherheitsgründen den Zugverkehr.“

Zwischen 10:30 und 11:15 Uhr war die Strecke Unna-Bönen gesperrt. Betroffen waren elf Züge und auch Reisende, die in Rheder-Wiedenbrück, Gütersloh, Herford und Bielefeld warteten. Von 11:15 bis 13:25 Uhr war die Strecke Unna-Werl „dicht“, was Auswirkung auf 22 Züge und Reisende in Soest, Paderborn und Bielefeld hatte.

Gefangene nicht gefährlich

Die Polizisten spürten dem Libanesen in einem Gebüsch auf. Der Algerier wurde in einem Neubaugebiet gefasst, wo er sich in einem Kellerschacht versteckt hatte. Der Türke wurde als letzter gestellt.

Franz-Josef Schumacher stellte am Freitag klar, dass es sich bei den geflohenen Gefangenen nicht um Schwerverbrecher sondern Abschiebehäftlinge gehandelt hat: „Deshalb gab es auch keine Gefährdung der Allgemeinheit.“

Der „Bund der Strafvollzugsbediensteten Deutschlands“ (BSBD) führte die Flucht auch darauf zurück, dass die Häftlinge nicht von zwei Beamten begleitet worden waren. Der BSBD-Landesvorsitzende Klaus Jäckel: „Der Mitarbeiter der privaten Sicherheitsfirma hat nicht einmal die Befugnis, einen flüchtenden Gefangenen festzuhalten!“

Der BSBD wehrt sich seit langem gegen den Einsatz privater Kräfte im Strafvollzug.