Lippische Landeszeitung

KOMMENTAR

Transparenz hinter Gittern

Seien wir mal ehrlich: Die Betreuung von 140 Menschen, deren Traum vom besseren Leben im Abschiebegefängnis endet, kann kein Vergnügen sein. Die Berichte über Gewalt frustrierter Insassen in der Bürener Einrichtung sind durchaus glaubhaft, und sicher steht das Personal unter großem Druck. Doch bei vielen Vorwürfen, die unter anderem der Verein zur Hilfe der Menschen in Abschiebehaft Büren im Namen seiner Klienten erhebt, steht Aussage gegen Aussage.

Die Bezirksregierung Detmold als Betreiberin dementiert beispielsweise, dass Gefangene nackt fixiert worden seien, obwohl ein solcher Vorfall sogar in einem auch der LZ vorliegenden Augenzeugenbericht erwähnt wird. Schon zu ihrer eigenen Entlastung sollte die Behörde ein hohes Interesse daran haben, dass eine unabhängige Beschwerdestelle solchen Vorwürfen nachgeht.

Das ist lästig, mühsam und kostenintensiv - ausgerechnet bei Menschen, die der Staat lieber jetzt als gleich loswerden will. Doch auch wer in Abschiebehaft sitzt, hat ein Recht darauf, menschenwürdig behandelt zu werden - wie die Bewacher.

Die Bezirksregierung erkennt an, dass der Beratungsbedarf der Insassen deutlich höher ist, als die Ehrenamtlichen und die offiziell bestellten Rechtsberater abdecken können. Und dass nun endlich auch ein Psychologe für das Abschiebegefängnis eingestellt werden soll, spricht für sich. MSchwarzer@lz.de

 

Marianne Schwarzer hält eine unabhängige Beschwerdestelle für das Abschiebegefängnis für notwendig.