27.05.2011

Der Patriot

"Ganz nah am Mordversuch"

23-Jähriger wirft Baby an die Wand. Gericht verhängt fünfeinhalb Jahre Haft

Büren - Nicht Angst vor dunklen Mächten, sondern wohl Zorn auf seine Frau trieb am 23. November einen Häftling (23) in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Büren dazu, seinen gut vier Wochen alten Sohn gegen eine Wand zu werfen. "Er wollte die Mutter des Kindes bestrafen", stellte das Paderborner Schwurgericht nach zweitägiger Verhandlung fest. Somit muss der 23-Jährige für fünfeinhalb Jahre ins Gefängnis - wegen verscuhten Totschlags und gefährlicher Körperverletzung.

"Das war ganz nah am Mordversuch", befanden die Richter um den Vorsitzenden Bernd Emmignghaus. Sie sahen es als erwiesen an, dass der 23-Jährige wohl genau wusste, was er tat, als er das Kind gegen die Wand der Besucherzelle in der JVA Büren schleuderte. Kurz vor der Tat, die Staatsanwalt Dietmar Sauerland als "gefühlslos" und "kaltblütig" bezeichnete, habe der Angeklagte von der angeblichen Untreue seiner Frau erfahren, fassten die Richter die Ergebnisse der Beweisaufnahme zusammen. Ihnen wog auch die Einschätzung der Rechtsmediziners Bernd Karger scher. Ein derartiger Übergriff gefährde potentiell das Leben eines Kindes, hatte der Experte ausgeführt.

Wie es dem Jungen zur Zeit geht, ist unbekannt. Schließlich lebt das heute sieben Monate alte Kind mit seinen Geschwistern und der Mutter in Frankreich. Auch wenn eine letzte computertomografische Untersuchung im Januar keinerlei Auffälligkeiten zeigte, so wollte Rechtsmediziner Karger keine Entwarnung geben. Es sei möglich, dass sich etwaige Folgen erst nach vielen Monaten zeigen.

Obschon sein Verteitiger noch im Plädoyer von einer zur Tatzeit bestehenden Psychose sowie daraus folgender Schuldunfähigkeit gesprochen und einen Freispruch gefordert hatte, nahm der 23-Jährige das urteil noch im Gerichtssaal an. "Ich schäme mich", sagte er in seinem Schlußwort als Angeklagter.