01.01.1999
Am Rande begraben
Frank Gockel ist verärgert über den Zustand des Suttroper Waldfriedhofs. Zerbrochene Grabplatten, weggeworfene Blumen
Von Katja Mentz
Suttrop. „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Wenn Frank Gockel das Grundgesetz zitiert, klingt er zynisch. Grund dazu liefert ihm seiner Ansicht nach der Waldfriedhof in Suttrop. Der Friedhof ist eine Sondergrabstätte für Menschen ohne Angehörige oder zu wenig Geld für eine private Grabpflege. Hier übernimmt die Stadt die Kosten für die Gräber und ihre Pflege.
Frank Gockel kümmert sich ehrenamtlich um das Grab eines im Gefängnis verstorbenen Mannes, der in Suttrop seine letzte Ruhestätte fand, kommt deshalb häufiger an den Ort, „wohin sich sonst nur Spaziergänger verirren.“ Der Zustand des Friedhofes verärgert Frank Gockel: „Grabplatten sind zerbrochen oder bei 1999 Verstorbenen noch gar nicht vorhanden, Blumen von Angehörigen werden durch die Stadt abgemäht, Schalen werden einfach in die Hecke geworfen oder diese Gräber werden dann beim Mähen ausgelassen.“ Das sei „wenig Rücksichtnahme der Stadt auf die Verstorbenen und trauernden Hinterbliebene“, kritisiert er und kommentiert bitter: „Menschen, die nicht aus unserer Mitte gerissen werden, werden auch an ihrem Rand begraben.“
Der Waldfriedhof erinnert ihn von weitem an eine Parkanlage, doch wer über die Rasenfläche spaziert, geht über Leichen. „Es ist nicht erlaubt, dass etwas über die Rasenkante hinausragt, weil man dann die Rasenflächen nicht mit einem Rasenmäher mähen könnte. Alles andere wäre ja zu teuer“, weiß Frank Gockel.
Für eine individuellere Pflege des Friedhofs fehle eben das Geld und das dazu nötige Personal, bedauert Ingo Schaup vom Betriebshof der Stadt Warstein. Ungepflegt sei die Sondergrabstätte aber keineswegs. Auch würden trotz des Blumenverbots keine frischen, sondern nur verblühte Blumen weggenommen. „Die meisten der hier begrabenen Menschen haben eben niemand, der sich um sie kümmert, dann würde es schnell verwahrlost aussehen“ begründet Ingo Schaup das Verbot.
Dass Menschen, die im vergangenen Jahr gestorben sind, noch über keine Grabplatte verfügen, erklärt Hans-Josef Köster vom Tiefbauamt der Stadt Warstein: „Es wäre einfach zu teuer, für jeden Verstorbenen eine Einzel-Bestellung aufzugeben.“ Deshalb müssen Sammelbestellungen erfolgen. Die Platten werden dann auf den entsprechenden Gräbern platziert. „Es geht eben nicht alles von heute auf morgen.“