17.10.2010

Unsere Kirche

Nach Abschiebung: Gefängnisseelsorger fordert Rückkehr eines psychisch Kranken

Warendorf/Büren - Der evangelische Seelsorger im bundesweit größten Abschiebegefängnis in Büren, Pfarrer Burkhard Schmidt, hat die Abschiebepraxis im Kreis Warendorf kritisiert. Vor fünf Monaten sei ein psychisch schwer kranker und suizidgefährdeter Türke gegen das Votum seines behandelnden Arztes und des in der JVA tätigen Psychiaters in sein Heimatland abgeschoben worden, sagt Schmidt dem epd. Die Ausweisung sei nicht rechtmäßig gewesen, weil die vom türkischen Konsulat in Essen ausgestellten Ersatzpapiere für den 31-jährigen in der Türkei nicht anerkannt würden. Auch die bei der Abschiebung vom Oberverwaltungsgericht Münster geforderte psychiatrische Betreuung vor Ort erhalte er nicht. Schmidt fordert die Rückführung des Türken nach Deutschland. Ein Petitionsverfahren läuft zurzeit im Düsseldorfer Landtag. Der Theologe, der in der JVA Büren einen Gefängnisfürsorgeverein zur Unterstützung von Abschiebehäftling gegründet hat, hält über die evangelische Gemeinde in Istanbul Kontakt zu dem 31-jährigen. Der Leiter der Ausländerbehörde im Kreis Warendorf, Ludger Meinersmann, wies die Vorwürfe zurück. Ein psychiatrischer Gutachter habe dem betroffenen Mann noch während seiner Abschiebehaft in Büren „Reisefähigkeit trotz möglicher suizidaler Tendenzen“ bescheinigt, wenn im Heimatland eine fachpsychiatrische Anschlussbehandlung bestehe. Nach Angaben von Schmidt wurde der Mann jedoch bei seiner Ankunft von der türkischen Polizei verhaftet, da sie nicht von den deutschen Behörden über den Fall informiert worden war.

epd