26.05.2007

Neue Westfälische

Trommeln gegen Abschiebehaft

Karawane macht Station in Büren / Zielort ist Rostock und das Umfeld des G8-Gipfels in Heiligendamm

VON SIMONE FLÖRKE

Kreis Paderborn/Büren. Es waren zwar nicht die angemeldeten 150 Teilnehmer der Kundgebung, sondern nur knapp 60: Aber die machten am Freitagnachmittag im Haarener Wald lautstark auf sich aufmerksam mit Sprüchen wie „Kein Mensch ist illegal – Bleiberecht überall“: Die Karawane für die Rechte von Flüchtlingen und Migranten machte auf ihrer Tour durch die Bundesrepublik Station an der Bürener Abschiebehaftanstalt.

Friedlicher Protest, dem sich die heimischen Mitglieder des Zusammenschlusses, die Bürener Gruppe Paderborn, sowie die Bielefelder sowie Mitglieder des Vereins Hilfe für Menschen in Abschiebehaft Büren um Frank Gockel anschlossen. Nach fast einer Stunde Verspätung – sie hatten aus dem Ruhrgebiet kommend im Stau gestanden – rollten die Mitglieder der Karawane, darunter auch Flüchtlinge, mit einem Bus vor die Haftanstalt.

Dort wurden sie mit Musik und Trommeln begrüßt, Plakate wurden ausgerollt, Grußworte in Deutsch, Französisch, Englisch, Türkisch, Arabisch, Russisch und weiteren Sprachen in Richtung Insassen geschickt. Rund 200 Menschen aus 50 bis 60 verschiedene Nationen sind dort untergebracht, darunter laut Gockel auch drei Jugendliche unter 18 Jahren, zu denen man bislang noch keinen Kontakt habe herstellen können.

Bereits 1998 habe die Karawane, ein bundesweiter Zusammenschluss, die europaweit größte Abschiebehaftanstalt besucht, erzählte Gockel und las aus dem Tagebuch eines Abschiebehäftlings. In diesem Zusammenhang werde der Zielort dieser Karawane wichtig, betonte Kathrin Dallwitz: Die große Kundgebung am 2. Juni in Rostock gegen den G8-Gipfel: „Die Abschiebehaft wird mittlerweile europaweit organisiert, der Standort Büren gewinnt an Bedeutung.“

So wolle man im Umfeld des Gipfels auf die Situation der Menschen, ihre Lebensbedingungen in Lagern, die Diskriminierung durch die Regelung Gutscheine statt Geld aufmerksam machen: „Es geht uns darum zu zeigen, warum die Menschen hier sind.“ Eine Isolation, wie es in Büren der Fall sei, könne man ebenso wenig akzeptieren wie deren Kriminalisierung, so die Bielefelderin. Sie sprach von „staatlichem Rassismus“. Nächste Station ist an diesem Samstag Bramsche.

Nicht zu überhören oder zu übersehen: Die Mitglieder und Mitreisenden der Karawane für die Rechte von Flüchtlingen und Migranten sorgten bei der Kundgebung mit Musik und Plakaten mit Aufschriften wie „Solidarität gegen Abschiebung“ für Aufmerksamkeit. FOTO: REINHARD ROHLF