15.02.2008

Neue Westfälische: Kaffeerunde mit Sigrid Beer

Politikerin spricht mit Hauptschülern über ihre Arbeit im Petitionsausschuss


VON THORSTEN PIFAN

Büren. Vergeblich hatte sich eine Schülergruppe Mühlenkampschule im vergangenen Jahr für einen jungen Afghanen eingesetzt, der in seine Heimat abgeschoben werden sollte. Die Jungen und Mädchen zwischen 15 und 17 Jahren schrieben einen Brief an den Petitionsausschuss des Landtages – und luden gleichzeitig einen Vertreter von dort zum Kuchenessen ein.

„Das fand ich einfach nett“, sagt die Landtagsabgeordnete Sigrid Beer und kam gestern auf ein Stück Kuchen vorbei. Gelockt hatte sie jedoch nicht das süße Backwerk, sondern vielmehr das Engagement der Schüler, die regelmäßig die Jugendvollzugsanstalt Büren besuchen und dabei auch den Afghanen Zadran Gulab Khan kennenlernten (wir berichteten). „Hinter der Petition steckte viel Interesse und Einfühlsamkeit“, sagt Beer.

So beeindruckend das Schreiben auf sie und die anderen Politiker gewirkt habe, so bedauerlich sei, dass der Ausschuss in Sachen des 27-Jährigen nicht mehr tätig werden konnte. Denn schon wenige Tage nach Eingang des Schreibens wurde er an den Hindukusch geflogen.

„Ich finde es gut, dass sich Frau Beer die Zeit nimmt, uns die Hintergründe persönlich zu erklären. Wir haben zwar einen Brief vom Ausschuss bekommen, aber der war sehr kurz“, sagt Monika (17). Das ging der stellvertretenden Vorsitzenden des Petitionsausschusses genauso: „Wir verschicken in diesem Fall immer Standardschreiben, aber ich hatte mir ja auch vorgenommen, die Schüler zu besuchen.“

Gerade wenn die Betroffenen schon in  Abschiebehaft sitzen, sei es schwer, noch schnell genug zu reagieren, berichtet Beer von ihrer Arbeit. Manchmal gelingt es jedoch, die Abgeschobenen zurück nach Deutschland zu holen.

Im aktuellen Fall stehen die Chancen allerdings schlecht, denn Zadran Gulab Khan hat sich noch nicht wieder gemeldet. Auch nicht bei den Beamten der JVA, wie Thomas Bongartz erzählt, der in Büren für die Abschiebehäftlinge betreut.

Obwohl sie die Erklärung von Beer akzeptieren, ist es für die Schüler unverständlich, dass Menschen in unruhige Regionen wie Afghanistan abgeschoben werden. „Wenn sie demnächst von der Schule abgehen und ihren Wehrdienst leisten, kann es ja sogar passieren, dass sie in den Einsatz an den Hindukusch geschickt werden“, wirft Schulleiter Hans-Werner Rüther ein. Darüber sei auch in der Gruppe schon gesprochen worden. In Gegenwart der Politikerin blicken die Schüler allerdings nur betroffen zu Boden und halten sich mit Kommentaren zurück.

Beer macht ihnen abschließend Mut: „Es macht immer Sinn, sich für andere einzusetzten.“ Auch Schülerin Tanja (17) will sich nicht geschlagen geben: „Manchmal muss man vielleicht eine Niederlage einstecken, aber wir werden nicht aufgeben uns in einem vergleichbaren Fall wieder versuchen zu helfen.“ Ihre Mitschüler nicken.

Im Gespräch: Florian, Josef, Markus, Lehrer Rudolf Stadie, Thomas Bongartz, Sigrid Beer, Hans-Werner Rüther,Vitalis, Sebastian und Sebastian(v.l.) diskutieren über den Fall des jungen AfghanenZadran Gulab Khan. FOTO:THORSTEN PIFAN